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«Espresso H2Ohhh!» Kompost-WC: «Uh, was ist denn das?»

Wir befinden uns in einer nigelnagelneuen Wohnung in Meyrin bei Genf. Nur das WC will so gar nicht in das moderne Umfeld passen: Die Holzkiste mit darauf montierter WC-Brille erinnert eher an ein Plumpsklo.

Einen Knopf zum Spülen sucht man vergebens. Allerdings: Anders als in einem Plumpsklo werden die Fäkalien der Bewohner hier zu Kompost verarbeitet.

Und so funktioniert das Kompost-WC: In der Holzkiste befindet sich ein runder, drehbarer Bottich – darin wiederum sind fünf gelöcherte Plastikeimer, Sägemehl und Regenwürmer.

«Es stinkt nicht»

Einer der Eimer ist jeweils unter der WC-Brille platziert – darin erledigen die Bewohner ihr Geschäft, wobei der Urin allerdings abgefangen und in die Kanalisation geleitet wird.

Wir sparen Wasser und produzieren Kompost. Das finde ich genial.
Autor: Sylvain Félix Mieter und WC-Tester

Nur der Kot landet im Kübel. «Dadurch stinkt es nicht», sagt Mieter Sylvain Félix. Würden Kot und Urin zusammen aufgefangen, würde es entsetzlich riechen. Zudem wäre der viele Urin für die Würmer zu sauer.

Sobald ein Kübel voll ist, wird der Bottich einmal gedreht, sodass wieder ein leerer Kübel unter der WC-Brille steht. Der volle Kübel bleibt dann noch etwa fünf Wochen in der Holzkiste, bevor er auf einen separaten Komposthaufen im Keller geleert wird. «Ich finde das genial», sagt Sylvain Félix. «Wir sparen Wasser und produzieren erst noch Kompost.»

Lösung für andere Länder?

Verantwortlich für das WC von Sylvain Félix ist die Wohnbaugenossenschaft Coopérative Equilibre, die in der neuen Überbauung Les Vergers in Meyrin 65 Wohnungen gebaut hat. In vier davon ist ein solches WC eingebaut. Zudem gibt es auch Wohnungen, in denen der Urin abgefangen und zu Dünger verarbeitet wird.

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Die Coopérative Equilibre testet unterdessen an drei Standorten im Raum Genf alternative WCs. Neben der Gewinnung von wertvollem Dünger und Kompost soll auch der Trinkwasserverbrauch gesenkt werden, auch wenn das in der Schweiz im Moment gar nicht nötig wäre.

Allerdings: «Wenn wir hier die Möglichkeiten haben, Systeme zu testen, die allenfalls auch an andere weitergegeben werden können, sollten wir das tun», sagt die Projektverantwortliche Uli Amos mit Blick auf Länder, in denen tatsächlich Wasserknappheit herrscht.

Kläranlage im Garten

Das System in Sylvain Félix’ Wohnung ist wohl die extremste Form, die die Wohnbaugenossenschaft testet. Für die Bewohner weit weniger einschneidend ist das Verfahren der Überbauung Soubeyran: Hier werden Exkremente sowie sämtliches Grauwasser (Geschirrspüler, Dusche, Waschmaschine) in eine unterirdische Kläranlage im Garten geleitet.

Diese besteht aus drei riesigen Stroh-Haufen, in denen sich zehntausende Würmer um die festen Bestandteile kümmern. Das Wasser versickert in einen Filter, wird wieder ins Haus gepumpt und unter anderem wieder für die WC-Spülung verwendet.

Die Mieterinnen und Mieter der 38 Wohnungen dürfen ausschliesslich biologisch vollständig abbaubare Produkte verwenden für die Körperhygiene und für das Reinigen von Küche und Bad. Das gleiche gilt für Geschirrspüler und Waschmittel.

Keine Abwassergebühr – weniger Trinkwasser

«Wir wissen zwar noch nicht, ob dieses System wirtschaftlich ist», erklärt Pauline Dayer von der Genossenschaft. «Allerdings bezahlen die Bewohnenden keine Abwasser-Gebühr, da die Anlage nicht an die Kanalisation angeschlossen ist – und sie brauchen viel weniger Trinkwasser.»

Insofern könne dieses Verfahren durchaus rentabel sein. Gekostet hat die Anlage rund 250'000 Franken.

Die Coopérative Equilibre will die Erfahrungen der verschiedenen alternativen WC-Anlagen in weitere Projekte einfliessen lassen. «Wir wollen die Bevölkerung sensibilisieren und zum Kreislauf-Denken anregen», sagt Pauline Dayer.

«In einer Gesellschaft, in der immer weniger Energie verbraucht werden soll, muss man sich auch bewusst sein, wie viel Energie der Transport unserer Exkremente und die Abwasser-Reinigung in Anspruch nimmt.»

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