«Espresso»-Hörerin Daniela Brunner (Name geändert) wollte am 1. Juni eigentlich an einem Ironman-Rennen in Rapperswil-Jona teilnehmen. Jedoch platzte dieser Traum jäh, als sie sich im Frühling am Rücken verletzte. Eine Operation folgte, inklusive anschliessendem Kuraufenthalt. Damit war klar, dass Daniela Brunner nicht am Rennen würde teilnehmen können.
Sie schreibt den Organisatoren eine E-Mail mit einer Kopie des Arztzeugnisses und bittet, ihr die Anmeldgebühr von 350 Franken zu erstatten. Ironman winkt jedoch ab: Die Frist, um bei Abmeldung einen Teilbetrag der Gebühr zurück zu erhalten, sei abgelaufen.
«Wir brauchen Planungssicherheit»
Auf Anfrage von «Espresso» erklärt Manuel Orth, Kommunikationsverantwortlicher von Ironman in der Schweiz: «Wenn Sie einen Flug buchen und diesen aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten können, erhalten Sie auch nur dann Geld zurück, wenn Sie eine Annulationsversicherung haben.» Genau gleich verhalte es sich bei Anlässen von Ironman.
Dennoch bleibt die Frage, warum man in Fällen, bei welchen der oder die Teilnehmende unverschuldet aus medizinischen Gründen absagen muss, nicht kulant ist? «Machen wir einmal eine Ausnahme, müssen wir immer wieder Ausnahmen machen», antwortet Manuel Orth.
Die meisten Betroffenen hätten schlagkräftige Argumente, warum sie das Startgeld zurückerhalten sollten. «Auch wenn es uns oft im Herzen weh tut, müssen wir hier trotzdem streng bleiben. Sonst untergraben wir unsere eigenen Richtlinien.»
Ein Grund, warum Ironman so streng sei: «Wir brauchen Planungssicherheit. Wer bei einem Ironman mitmacht, muss sich Monate, wenn nicht Jahre, darauf vorbereiten. Kurzfristig freiwerdende Startplätze können wir daher fast nicht wieder verkaufen.»
Auch Jungfrau-Marathon ist streng
Ähnlich wie beim Ironman in Rapperswil-Jona hätte es Daniela Brunner auch bei anderen Sportanlässen ergehen können. Beim Jungfrau-Marathon etwa ist ebenfalls eine Annulationsversicherung nötig, um das Startgeld in Form eines Gutscheins zurückzuerhalten.
OK-Präsident Christoph Seiler begründet dies mit der hohen Nachfrage. Der Jungfrau-Marathon sei jeweils innert kürzester Zeit ausgebucht. «Als wir das Abmeldesystem noch nicht so rigoros handhabten, gab es Leute, die haben sich am ersten Tag der Anmeldefrist unter mehreren Namen angemeldet um ihre Chancen auf einen Startplatz zu erhöhen.»
Immerhin: beim Jungfrau-Marathon ist es möglich, seinen Startplatz auf eine andere Person zu übertragen, wenn man selbst nicht teilnehmen kann. Gleiches gilt zum Beispiel für den Zürich Marathon. Bei Anlässen von Ironman ist dies nicht möglich.
Die kundenfreundlichsten Abmeldebestimmungen gelten beim Engadin Skimarathon. Eine Annulationsversicherung ist zwar auch dort möglich. Wer keine hat, erhält bei Vorweisen eines ärztlichen Zeugnisses aber immerhin noch bis zu 50 Prozent der Anmeldegebühr auf den Lauf des Folgejahres gutgeschrieben. Und zwar auch dann, wenn das Arztzeugnis erst nach dem Rennen eingereicht wird.