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Familie und Freizeit Angeberei mit Pistenkilometern

Die Preise für Tageskarten steigen laufend. Viele Skigebiete rechtfertigen dies auch mit einem grösseren Angebot. Doch sind immer mehr Pistenkilometer im Sinne der Kunden?« Kassensturz» macht die Probe aufs Exempel.

Skigebiete überbieten sich auf ihren Websites mit der Zahl der Pistenkilometer. St. Moritz zum Beispiel wirbt mit insgesamt 350 Kilometern Piste. Für Skifahrer und Snowboarder mit Mehrtageskarten können sich so grosse Skigebiete lohnen. Anders ist es, wenn man bloss mit einer Tageskarte unterwegs ist: Ein Testfahrer im Auftrag von «Kassensturz», der Laaxer Skilehrer und Skicross-Athlet Christian Coray, schaffte an einem Tag 63,61 der insgesamt 220 Pistenkilometer von Laax.

Deutliche Preiserhöhungen

Die Preise der Skipässe für einen Tag sind in den letzten zehn Jahren gestiegen, auch weil viele Skigebiete grösser geworden sind. Das zeigt ein Preisvergleich von Tageskarten in grossen Deutschschweizer Skigebieten:

Pistenausbau sei nötig

Martin Hug, Geschäftsführer der Weisse Arena Bergbahnen AG in Laax, betont, dass viele Kunden eine grosse Pistenvielfalt wünschen. Für Anfänger gebe es auch eine kleine Tageskarte für 42 Franken. Die Bergbahnen würden die Pisten auch ausbauen, weil sie neue Anlagen mit grösserer Förderleistung gebaut hätten. «Demensprechend ist es auch nötig, dass die zugehörige Pistenkapazität ausgebaut wird.»

Ungenaue Kilometerangaben

Der Ökonom Roger Gfrörer beobachtet die Angebote akribisch und betreibt einen Internet-Blog mit Bewertungen der Skigebiete. Die von den Bergbahnen angegebene Zahl der Pistenkilometer sei nicht immer zuverlässig, sagt der Experte aufgrund von Erfahrungen in den Skigebieten. «Pistenkilometer sind für mich eine grobe Grössenordnung, die ungefähr angibt, in welche Kategorie ein Skigebiet gehört.»

Pisten zählen doppelt

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Tatsächlich: Für die Berechnung der Pistenkilometer gibt es keine verbindliche Methode. Jedes Skigebiet ist selbst für die Kilometerangaben verantwortlich. Laax verwendet Daten aus GPS-Messungen, erklärt Martin Hug: «Wir wenden einen internationalen Standard an. Pisten bis zu einer durchschnittlichen Breite von 30 Metern haben den Faktor 1.» Die werden entsprechend der effektiven Länge gezählt. Doch würden Pisten, die im Schnitt über 30 Meter Breite haben, mit Faktor 2 auf die gemessene Länge gewichtet. Diese zählen gemäss Hug also doppelt.

Gründe für Preiserhöhungen

Zu den Preiserhöhungen im 10-Jahres-Vergleich bei den Tageskarten sagen verschiedene Skigebiete, dass es nachwievor möglich sei, günstigere Karten für kleinere Teilgebiete zu kaufen. Neben der Vergrösserung der Skigebiete führen sie als Gründe für die Preiserhöhung auch die allgemeine Teuerung und grosse Investitionen in die Anlagen und die künstliche Beschneiung an.

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