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Familie und Freizeit Campingboom – aber nicht in der Schweiz

Während die Übernachtungszahlen auf europäischen Campingplätzen regelrecht explodieren, sind sie in der Schweiz im Sinkflug. Schuld ist der starke Schweizer Franken. Aber nicht nur. Schweizer Campingplatzbetreiber sind gefordert.

«Camping boomt schon lange in Europa», sagt Erwin Oberascher vom Onlineportal camping.info, das 20'000 europäische Campingplätze mit Gästebewertung anbietet. In den letzten Jahren habe sich dieser Trend aber noch verstärkt: «Wegen der unsicheren Sicherheitslage in klassischen Ferienländern wie Ägypten oder der Türkei fahren die Leute weniger weit in den Urlaub. Das schlägt sich auf die Buchungszahlen der Campingplätze entsprechend nieder.»

Alleine in Deutschland sind die Übernachtungszahlen zwischen 2010 und 2015 um rund 20 Prozent gestiegen, auf rund 29,2 Millionen. Auch in Österreich freut man sich über einen Zuwachs von rund 10 Prozent in dieser Zeitspanne. Gleichzeitig wurde auf Schweizer Campingplätzen ein Niedergang um fast 20 Prozent festgestellt, auf noch rund 2,7 Millionen Übernachtungen 2015.

Der starke Schweizer Franken

Der Hauptgrund für diese Krise ist schnell gefunden: Die hohen Preise schrecken selbst langjährige Campinggäste aus Deutschland und der Niederlande ab. Und auch die Schweizer Camper schlagen ihre Zelte unterdessen lieber auf Campingplätzen in Nachbarländern auf. Dabei wächst die Zahl der Campingfreunde auch in der Schweiz. Die Zahl der Neuzulassungen von Wohnmobilen steigt markant, von Jahr zu Jahr.

Statistik mit Säulendiagramm.
Legende: So viel bezahlt eine dreiköpfige Familie für eine Übernachtung. (Gelbe Säule = Preisspanne, roter Kreis = Durchschnittspreis). ADAC

Ihm sei in diesem Sommer aufgefallen, dass äusserst viele Schweizer Gäste auf österreichischen Campingplätzen gebucht haben, bestätigt Erwin Oberascher von camping.info. Der Fall ist auch für Veronique Kanel von Schweiz Tourismus klar: «Die Schweizer Campingplätze leben vor allem von den einheimischen Gästen und dem Euroraum-Markt. Die Logiernächtezahlen zeigen, dass genau diese Gäste in den letzten Jahren vermehrt ausgeblieben sind.

Eine Übersicht des deutschen Automobilclubs ADAC zeigt: Schweizer Campingplätze sind mit Abstand am teuersten. Da kostet eine Übernachtung für eine Kleinfamilie 48 Euro, in Deutschland bezahlt man dafür lediglich 28 Euro (siehe Bild).

Glamping – der Trend zu Camping deluxe

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Doch es sind nicht nur die Preise. Europaweit ist ein Trend festzustellen, der in der Szene auch schon einen Namen erhalten hat: «Glamping», eine Wortkombination aus Glamour und Camping. Vorbei sind die Zeiten, als sich eine fünfköpfige Familie für zwei Wochen in ein Zelt gezwängt hat. Der moderne Gast verlangt nach wie vor viel Natur in Reichweite. Gleichzeitig möchte er mobil bleiben und verlangt nach einer Premium-Unterkunft und entsprechenden Dienstleistungen. Nebst der klassischen Zeltwiese und Stellplätzen für Wohnwagen, investieren deshalb viele Campingplatzbetreiber in trendige Unterkünfte wie Safarizelte, Block- oder Baumhäuser und Bungalows. Auch ein Schwimmbad gehört zum Standard eines «Glampingplatzes». Und statt des kleinen Lädelis, wo frische Brötchen und Ersatzheringe für das Zelt feilgeboten werden, sollte es schon ein kleines Einkaufscenter sein. Ein gutes Restaurant sowieso.

Schweizer Campingplatzbetreiber sind überfordert

Frühere Beiträge:

Diese Wünsche überfordern im Moment noch viele Schweizer Campingplatzbetreiber. Nicht nur wegen fehlendem Willen, erklärt Josef Willi, Präsident des Schweizerischen Campingverbandes: «Ein Ausbau des Freizeitangebots braucht Fläche. Der Boden ist aber rar und teuer. Es braucht ausserdem mehr Personal, das auch wieder teurer ist als im Ausland. Wir haben deshalb Mühe, mitzuhalten.» Handlungsbedarf sieht Willi vor allem im Marketing. Zu oft herrsche noch ein Gärtchendenken vor, dabei könnte eine Zusammenarbeit mit einem anderen Anbieter Vorteile für Beide generieren. Für Veronique Kanel von Schweiz Tourismus ist klar: «Die Kundschaft verlangt mehr Luxus und Qualität, auch die Betreiber in der Schweiz kommen nicht darum herum, in ihre Anlagen zu investieren.

«Das Drumherum wird immer wichtiger»

Schweizer Campingplätzen fehlen die Gäste und damit das Geld für Investitionen. Und weil in den Nachbarländern mit Gästeaufschwung das nötige Geld dazu vorhanden ist, drohen sie noch mehr ins Hintertreffen zu geraten. Tatsächlich bemerkt Daniel Kunc vom österreichischen Campingclub einen Investitionsschub auf österreichischen Campingplätzen: «Wenn ich mehr Gäste habe, kann ich mehr investieren in Zusatzangebote wie Schwimmbäder und Saunen. Solche werden derzeit reihum gebaut, ganz einfach weil die Gäste dies wollen. Das Drumherum wird nämlich immer wichtiger.»

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