In der Schweiz kommen jährlich rund 2000 Babys auf die Welt, die künstlich gezeugt wurden. Künstlich heisst die Befruchtung, weil sie ausserhalb des Körpers im Reagenzglas stattfindet.
Für viele Paare ist dies die letzte Möglichkeit, um eine Familie zu gründen. Für viele Kliniken und Institute ist die Hoffnung ein sicheres Geschäft: Pro Jahr lassen sich rund 5500 Frauen künstlich befruchten. 28 Kliniken bieten die Behandlung an.
Krankenkasse zahlt nicht
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Paare, die sich für diesen Weg entscheiden, müssen Tausende von Franken aus der eigenen Tasche zahlen. In der Schweiz wird die künstliche Befruchtung nicht von den Krankenkassen übernommen. Braucht eine Frau mehrere Behandlungen, gehen die Kosten für den Kinderwunsch schnell in die Zehntausende von Franken.
Kinderzeugung im Reagenzglas ist für viele immer noch ein Tabuthema. Nur wenige sprechen darum offen darüber, dabei wäre mehr Transparenz dringend nötig. Denn die Unterschiede riesig: Die Kosten und die Erfolgsquoten sind von Klinik zu Klinik unterschiedlich.
Kosten: Tausende von Franken Unterschiede
Das zeigt eine Umfrage von «Kassensturz»: Die Kosten für eine In-itro-Befruchtung mit der gängigsten sogenannten ICSI-Methode variieren je nach Klinik zwischen 4000 Franken und 7000 Franken. (Die angegebenen Kosten für die Hirslanden Klinik St. Anna gelten auch für eine Behandlung mit Einfrieren der überzähligen Eizellen.)
Ein ICSI-Zyklus mit eingefrorenen Eizellen ist bedeutend günstiger. Hier bewegen sich die Kosten zwischen 1500 und 2000 Franken. Hinzu kommen die notwendigen Hormon-Präparate.
Je nach Medikament und Patientin kosten diese nochmals zwischen 500 bis 3000 Franken, in schwierigen Fällen gar noch mehr. Die Unterschiede einer in vitro-Befruchtung können je nach Klinik und eingesetzten Medikamenten also schnell mehrere tausend Franken ausmachen.
Da in der Schweiz die Krankenkassen nicht zahlen, spielt der freie Markt. «Jedes Institut kann selber bestimmen, wie wertvoll ihre Behandlung ist» sagt Felix Häberlin, Leiter des Fiore Fachinstitut für Reproduktionsmedizin in St.Gallen.
Die Klinik liegt in der Umfrage von «Kassensturz» bezüglich Kosten im Mittelfeld. Rund die Hälfte der Kliniken hat Kassensturz keine Antwort gegeben auf die Fragen nach den Kosten.
Unterschiedliche Erfolgsquoten: von 13 bis 51 Prozent
Ganz im Ungewissen werden die Paare bei der Qualität der Behandlung gelassen. Im Jahr 2011 lag die Schwangerschafts-Rate pro Klinik bei 36%. Das heisst: 36% der behandelten Frauen wurden schwanger.
Doch ganz wesentlich: Die Erfolgsquote unterscheidet sich von Klinik zu Klink enorm. Die höchste Erfolgsrate lag deutlich darüber bei 51%. Die schlechteste massiv unter dem Schnitt bei gerade mal 13% Prozent.
Die Gesellschaft für Reproduktionsmedizin sammelt die Daten, veröffentlicht werden sie aber nur anonym. Das heisst: Paare wissen am Anfang der Behandlung nicht, wie hoch die Erfolgsquote in der Vergangenheit in ihrer Klinik war. Sie können diese jeweils nur im Gespräch mit der Klinik erfragen und auf eine ehrliche Antwort hoffen.
«Die Datenabgabe an den Verband erfolgt auf freiwilliger Basis» betont Christian de Geyter, Präsident der Vereinigung der Reproduktions-Kliniken. Wenn plötzlich ein Ranking veröffentlicht würde, dann bestünde die Gefahr, dass manche Zentren nicht mehr mitmachen.
«Ausserdem wäre man dann versucht, Patientinnen mit ungünstigen Schwangerschafts-Chancen abzulehnen», sagt De Geyter.
Transparenz in England
Doch sind diese Ängste begründet? In England müssen Fertilitäts-Klinken ihre Erfolgsraten veröffentlichen. Schwangerschafts- und Geburtenraten werden nach Alter der Frauen publiziert. Anders sieht das offenbar eine Mehrheit der Schweizer Kliniken. Man habe das Thema intern schon mehrmals besprochen, sagt Christian De Geyter.
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Über die Gründe der unterschiedlichen Erfolgsraten kann selbst der Präsident des Verbandes nur spekulieren: «Es gibt sicher Zentren, die nur wenige aber sehr aussichtsreiche Fälle haben. Ihre Quote ist dann Ende Jahr dementsprechend höher».
Doch mehr Transparenz fördert die Qualität der Behandlungen, dieser Meinung sind auch Schweizer Experten. Fertilitätsmediziner Felix Häberlin beispielsweise meint: «Persönlich bin ich der Ansicht, dass man die Daten in geeigneter Form publizieren sollte, beispielsweise nach Alter, nach Grund der Behandlung und der Anzahl der Embryonen, die man transferiert».
So können sich alle ein differenziertes Bild machen von der Qualität der Behandlung in einer Klinik.