Es sollte ein entspannter Skitag in der Lenzerheide werden. Doch während Eduard Rosenstein mit einem Freund auf der Sesselbahn Motta auf den Berg fuhr, verdichtete sich der Nebel. «Als wir oben ankamen, war die Sicht sehr schlecht. Uns war es zu gefährlich, auf den Skis herunterzufahren.» Deshalb beschlossen die Skifahrer, mit dem Sessellift zurück ins Tal zu fahren.
Rückendeckung vom Bundesamt für Verkehr
Rund 20 Skifahrer und Snowboarder hätten den gleichen Entschluss gefasst, sagt Eduard Rosenstein im Konsumentenmagazin «Espresso» auf Radio SRF 1. Doch der Mitarbeiter der Bahn wies sie zurück: Die Bahn sei lediglich für den Bergtransport von Skifahrern ausgelegt. Eine Talfahrt sei lediglich für Fussgänger möglich. Die Skifahrer boten an, die Skis für die Talfahrt auszuziehen. Doch auch das wurde ihnen verwehrt – aus Sicherheitsgründen. Denn die Skis könnten auf die Piste fallen.
Die Mitarbeiter der Bahn haben richtig gehandelt, sagt die Sprecherin des Bundesamtes für Verkehr, Olivia Ebinger: «Diese Bahn hat keine Betriebsbewilligung, um Skifahrer ins Tal zu befördern.» Auf einem Sessellift gelte es, das Ein- und Aussteigen zu sichern, damit die Kunden schnell genug wegkommen, bevor der Sessel weiterfahre. Berg- und Talstation müssten deshalb entsprechend eingerichtet sein.
Zweifel an Sicherheit der Talfahrt mit Skis
Es gebe in der Schweiz viele Sessellifte, die Skifahrer nur in die Höhe bringen, heisst es beim Bundesamt für Verkehr weiter. Ob es jedoch wirklich sicherer war, mit den Skis herunterzufahren als mit dem Sessel, daran hegt Eduard Rosenstein Zweifel: «Wir sind beide gute Skifahrer. Doch selbst wir mussten bei so viel Nebel und Eis aufpassen, dass wir auf der Piste bleiben.»
Der technische Leiter der Lenzerheide-Bergbahnen, Markus Imboden sagt dazu: «Die Motta-Sesselbahn ist eine blaue Piste. Sie wird jährlich abgenommen und täglich professionell präpariert». Es sei in jeder Situation möglich, sicher ins Tal zu kommen.
Ein Phänomen auf der Piste: «Ski Disease»
Fährt ein Skifahrer in dichtem Nebel auf der Piste, kann das im Gehirn eine spezielle Reaktion auslösen: Für die Orientierung achtet der menschliche Körper nämlich auf die Stellung der Gelenke, registriert mit den Augen den Horizont und benutzt seine Schwindelorgane. Beim Skifahren im Nebel rütteln nicht nur die Gelenke, sondern auch der Horizont verschwindet, da Weiss in Weiss übergeht. Manch einer reagiert auf dies mit Schwindelgefühl. In einem solchen Fall spricht man von «Ski Disease».