Das Mountainbike ist immer dabei, wenn Yvonne Birker verreist. Sie ist Downhill-Bikerin und fährt in der Elite mit. Damit sie mit den Besten mithalten kann, absolviert sie teilweise auch Roadtrip im Ausland. Als sie im Dezember 2013 mit den Emirates Airlines nach Neuseeland flog, klärte sie vorher ab, wie sie ihr Bike genau einchecken muss.
Schliesslich hat ihr Sportgerät einen Wert von 10'000 Franken und ist somit eine wertvolle Fracht. Es hiess, mit 150 Franken Zuschlag sei das alles kein Problem. Doch von wegen: Obschon die Bikerin sich auf der Emirates-Internetseite erkundigte und extra noch den Kundenservice anrief, klappte gar nichts.
770 Franken für ein Velo im Frachtraum
Bereits bei der Abreise in Genf tauchten erste Probleme auf. Ein Bike sei normalerweise nicht schwerer als 10 Kilo. Yvonne Birkers Velo aber wiegt 17 Kilo. Das sei zu schwer. Nach langem hin und her wurde es aber dennoch mitgeführt – für die vereinbarten 150 Franken.
Richtig Ärger gab es dann aber bei der Heimreise. Zwar flog Yvonne Birker erneut mit den Emirates Airlines. Die Schalterbeamtin in Neuseeland fand aber, dass die Passagierin für das zu schwere Bike Übergepäck-Gebühren bezahlen müsse.
Der Preis für 17 Kilo: 770 Franken! Ein Verhandeln war nicht mehr möglich. Schweren Herzens liess Die Sportlerin ihre Kleider und persönlichen Gegenstände zurück, damit wenigstens das wertvolle Bike mit ihr reisen durfte.
Auf der Emirates-Seite wird der Preis für 17 Kilo Übergepäck zwar mit 770 Franken angegeben. Warum aber die Dame am Telefon von 150 Franken sprach, kann nicht nachvollzogen werden.
Sportgepäck: Vorher genau abklären
Service:
Auf jeden Fall zeigt dieses Beispiel: Bei der Aufgabe von Sportgeräten ist Vorsicht geboten, damit es während der Reise keine bösen Überraschungen gibt. «Kassensturz/Espresso» hat deshalb die fünf von Schweizern am meisten gebuchten Airlines in Sachen Gepäck miteinander verglichen. Ebenfalls in den Vergleich einbezogen wurde Easyjet, die Fluggesellschaft, die für ihre ganz speziellen Gepäckregelungen bekannt ist.
Der Vergleich zeigt, dass die Airlines mit Sportgepäck sehr unterschiedlich umgehen. Die einen behandeln es als spezielles Gepäck, welches auch zwingend vorher angemeldet werden muss. Andere fertigen Velo, Golfausrüstung und Co. als Übergepäck und ohne grosse Umstände ab.
Je nach Fluggesellschaft fallen die Kosten unterschiedlich aus. British Airways beispielsweise nimmt Sportgepäck bereits ab 30 Franken mit. Bei Swiss muss man mindestens mit 60 Franken rechnen. Und es kommt auch noch auf das Sportgerät an: Edelweiss und Lufthansa zum Beispiel nehmen eine Skiausrüstung kostenlos mit.
Es lohnt sich also auf jeden Fall, sich vor der Abreise genau über die Gepflogenheiten der einzelnen Airlines zu informieren. Im Idealfall ruft man die Airline an und gibt alle wichtigen Angaben, wie Art des Sportgeräts, Gewicht etc. durch. Teilweise bekommen Passagiere durch eine Voranmeldung auch eine Vergünstigung.
Normalgepäck: Meist kein Problem
Was das Normalgepäck betrifft, haben die meisten Airlines sehr ähnliche Vorschriften. In der Regel können Economy-Passagiere ein Gepäckstück mit maximal 23 Kilo Gewicht kostenlos aufgegeben. Business-Kunden können zwei oder sogar drei mit sich führen und ihren Koffer bis zu 32 Kilo beladen.
Easyjet bildet eine Ausnahme: Erlaubt sind nur 20 Kilo pro Passagier, dafür ist aber eine Verteilung auf mehrere Gepäckstücke möglich. Und: Man bezahlt auch für Normalgepäck. Bei Gepäck bis zu 20 Kilo kostet die Kofferaufgabe zwischen 18 und 40 Franken, je nach Buchungsart und Route. Auch AirBerlin verrechnet für den JustyFly-Tarif zusätzliche Kosten für die Gepäckaufgabe.
Zusatzgepäck und Übergewicht
Bei sämtlichen verglichenen Airlines ist es auch möglich, Übergepäck einzuchecken. Die Preise variieren stark, je nachdem, welchen Flugklasse man bucht, wie gross das zusätzliche Gepäck ist, und wohin die Reise geht. Der Vergleich hat eine Kostenspanne von 0 bis 500 Franken ergeben. Die Swiss gehört mit bis zu 420 Franken Aufpreis zu den teuersten. Ein Tipp: Bei viel Übergewicht kann es sich lohnen, das Gepäck als Fracht aufzugeben. Eine Abklärung vorab lohnt sich auf jeden Fall.
Rollstühle im Flugzeug
Was Reisende mit Gehbehinderung betrifft, bieten alle Fluggesellschaften denselben Service: Der Rollstuhl wird kostenlos im Frachtraum mitgeführt. Ist genügend Platz vorhanden, nimmt British Airways einen zusammenklappbaren Rollstuhl sogar in der Kabine mit. So oder so stehen aber an allen Flughäfen Rollstühle zur Verfügung, damit die Passagiere bequem ans Flugzeug kommen.
Kinderwagen & Co.
Auch für Reisende mit Kindern ist die Regelung einheitlich: Ein faltbarer Kinderwagen oder Buggy wird kostenlos im Frachtraum mitgeführt. Diese werden oft erst am Gate in Empfang genommen, sodass die Eltern ihre Kinder bequem durch den Flughafen kutschieren können.
Aber Achtung: Das ist nicht immer so: Je nach Flughafen muss der Wagen bereits beim Check-In abgegeben werden. Da können die Arme schwer werden, bis man mit dem Sprössling am Gate ankommt. Bei den meisten Fluggesellschaften darf auch kostenlos ein Auto- oder Babysitz mit in die Kabine genommen werden, falls für das Kind ein Sitzplatz gebucht wurde.
Für Kleinkinder stehen auch Gratis-Reisebettchen zur Verfügung. Hier ist aber wichtig, dass man deren Nutzung vorher anmeldet. Denn die Anzahl ist beschränkt. Easyjet führt dieses Angebot nicht.
Handgepäck: Strenge EasyJet wird noch strenger!
Die meisten Airlines fertigen Kabinen-Gepäck ähnlich ab. In der Regel dürfen Passagiere ein Gepäckstück in einer bestimmten Maximalgrösse mit sich führen. Zusätzlich ist ein weiterer persönlicher Gegenstand erlaubt, wie zum Beispiel eine Hand- oder Laptoptasche.
EasyJet handhabt das seit jeher anders. Erlaubt ist nur ein einzelnes Handgepäckstück. Und seit 2. Juli 2013 sind die Bestimmungen sogar noch strenger. Die Airline garantiert die Mitnahme von Handgepäckstücken nur noch für Mini-Koffer. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel .
Den detaillierten Vergleich und weitere Informationen finden Sie in der «Service»-Box.
Swiss groundet Kontrabass
Auch Musiker machen die Gepäcksbestimmungen zu schaffen. Wie zum Beispiel dem Profi-Bassisten Kalli Gerhards. Er war schon oft auf Tournee. Trotzdem machte die Swiss eine letzte Reise zur Odyssee. Die Airline liess ihn mit seinem Kontrabass in Berlin stehen, obwohl er für sein Instrument extra ein Ticket kaufen musste, wie «Kassensturz» 2011 berichtete.