Die Luzerner Firma «Konzeptler» bot kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) an, gratis eine attraktive Homepage zu erstellen. Der Grund: Konzeptler sei ein Jung-Unternehmen und brauche dringend Referenzen um an grössere Kunden zu gelangen. Im Gegenzug zur Gratisarbeit dürfe Konzeptler die Homepage als Vorzeigeobjekt für Eigenwerbung verwenden.
Die Kunden mussten «nur» für den Unterhalt und laufende Aktualisierungen mit aktuellen Fotos und Newsletter bezahlen. Dieser Service, für 350 Franken pro Monat, erschien nicht besonders teuer. Denn die moderne Homepage sei je nach Ausstattung zwischen 30'000 und 50'000 Franken wert, behaupteten Konzeptler-Mitarbeiter.
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Dutzende KMUs unterschrieben den Vertrag mit einer Laufzeit von 48 Monaten. Die Laufzeit war in kleinerer Schrift und nicht in Ziffern, sondern mit «achtundvierzig» ausgeschrieben. Nun müssen die Kleinbetriebe in den nächsten vier Jahren insgesamt 16'800 Franken hinblättern. Darüber berichtete «Kassensturz» Ende April.
Internes Dokument belegt die arglistige Täuschung
Jetzt stellt sich heraus, dass die Geschichte mit den Referenzkunden ein fauler Trick ist. Dies beweist das interne Dokument «Einwandbehandlung», das dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» vorliegt. In diesem Leitfaden steht, wie Konzeptler-Mitarbeiter Kunden bewusst, also arglistig, täuschen sollen.
So müssen sie den Eindruck erwecken, dass nur auserlesene KMUs den Status eines Referenzkunden erhalten und somit zur Gratis-Homepage kommen. Gesprächsvorlage im Leitfaden: «Wobei ich im Moment ja auch gar nicht sagen kann, ob es überhaupt zu einer Zusammenarbeit kommt.» Im gleichen Dokument lügt Konzeptler vor, man würde sich an den Kosten der Homepage beteiligen: «Am Ende des Gesprächs bestimmen wir, in welcher Höhe wir uns an Ihren Kosten beteiligen.» In Tat und Wahrheit bezahlen Konzeptler-Kunden die vermeintliche Gratisarbeit mit den völlig überhöhten Service-Gebühren selber.
Positive Berichte für Gerichtsverfahren missbraucht
Wie abgebrüht Konzeptler Kunden anlügt, zeigt ein Vorfall Anfang April: In einem dringenden Rundmail forderte die Firma von ihren Kunden Zufriedenheitsberichte ein: Man habe jetzt «die Chance, einen Grosskunden zu gewinnen», für den man nun Referenzen benötigte. In Wahrheit verwendete Konzeptler diese Berichte für ein Verfahren beim Bezirksgericht Luzern. Konzeptler wollte damit einer Richterin weismachen, dass die Firma nur zufriedene Kunden habe.
Geschädigte wehren sich
Das Geschäftsgebaren von Konzeptler erstaunt nicht: Beide Chefs arbeiteten bereits bei ähnlichen Schwindlerfirmen. Die Verwaltungsratspräsidentin Isabelle Zbinden war 2011 bei Euroweb dabei. Gegen Euroweb liefen in Deutschland diverse Gerichtsverfahren. Vize-Chef Ilirian Mala arbeitete 2013 bei der Schweizer Schwindlerfirma «Bärenstark». Bärenstark und Euroweb boten wie Konzeptler ebenfalls vermeintlich günstige Homepages an.
Inzwischen hat sich eine Gruppe von geschädigten KMUs gebildet. Die Firmen gehen davon aus, dass sie arglistig getäuscht wurden und deshalb durchaus Chancen haben, aus dem langjährigen Vertrag auszusteigen. Sie wollen es auf eine Gerichtsverhandlung ankommen lassen.
Konzeptler nimmt keine Stellung gegenüber «Espresso».