Sie tragen Namen wie Swiss Finance Group, AustriaKredite oder Lion Group. Auf ihren Internetseiten geben die Firmen an, Personen mit Geldsorgen helfen zu können. In den letzten Wochen haben sich bei «Kassensturz» jedoch vermehrt Personen gemeldet, die mit diesen Angeboten genau das Gegenteil erlebt haben: Statt kleinerer haben sie nun noch grössere Geldsorgen.
Forum:
So ergangen ist es zum Beispiel Thomas V.. Früher hatte er eine eigenes, kleines Reinigungs- und Umbauunternehmen. Weil manche seiner Kunden zu spät oder gar nicht zahlten und die Firma zu wenig Eigenkapital hatte, häuften sich die Schulden an. Am Ende war V. 40‘000 Franken in den Miesen.
Schuldensanierungsplan statt Kredit
Im Internet stiess V. dann auf das Angebot der Lion Group. «Alles sah topseriös aus», erinnert er sich. Er trat mit der Firma in Kontakt, im Glauben, von ihr einen Kredit zu erhalten. Doch es kam anders: V. wurde gegen eine Gebühr von 2000 Franken weitervermittelt an die Swiss Finance Group. Diese legte ihm dann einen Schuldensanierungsplan vor.
Das heisst: Die Swiss Finance Group gab vor, mit den Gläubigern von Thomas V. zu verhandeln und eine Minderung seiner Schuld zu erreichen. V. zahlte monatliche Raten, eine Sicherheitsleistung und weitere Gebühren. Am Ende hatte er 4000 Franken weniger im Portemonnaie.
Als V. nach ein paar Monaten seine Gläubiger kontaktierte, teilten ihm diese mit, noch nie von der Swiss Finance Group gehört, geschweige denn Geld erhalten zu haben. V. war ernüchtert: «Ich wurde abgezockt und habe mittlerweile mehr Schulden als vorher. Das ist doch absurd, wie sie die Leute über den Tisch ziehen!»
Bundesamt für Justiz macht sich Sorgen
Service:
Dem «Kassensturz» liegen weitere Fälle vor: So etwa jener von Silvia K., die via AustriaKredite bei der Swiss Finance Group landete. Die selbständige Putzfrau hatte Schulden von 35'000 Franken wegen nicht bezahlten Kreditkartenrechnungen. Bei der AustriaKredite zahlte sie eine Bearbeitungs- und eine Vermittlungsgebühr. Alles in allem verlor sie 2600 Franken – ohne Gegenleistung.
Beim Bundesamt für Justiz beobachtet man die Praxis der Swiss Finance Group und der ihr vorgelagerten Firmen mit Sorge. Die Firmen würden in einem Graubereich operieren, sagt David Rüetschi, Leiter des Bereichs Zivilrecht. Unter dem Mäntelchen des Kreditvermittlers würden sie den Kunden eine Schuldensanierung andrehen.
«Der grosse Unterschied besteht nun eben darin», sagt Rüetschi, «dass für eine Kreditvermittlung gemäss Schweizer Recht keine Entschädigungen verlangt werden dürfen; für eine Schuldenberatung jedoch schon.» Insofern sei es schwierig, rechtlich etwas gegen diese Firmen zu unternehmen. Kommt hinzu, dass die dubiosen Finanzunternehmen ihren Sitz allesamt im Ausland haben.
Der Firmenboss taucht ab
Toolbox:
Auch die Swiss Finance Group, bei der die Fäden zusammenlaufen, hat ihren Hauptsitz im Ausland, im US-Bundesstaat Delaware. Jedoch hat sie gemäss Internetseite eine Niederlassung in Genf. Bei einem Augenschein vor Ort stellte «Kassensturz» aber fest: An angegebener Adresse an bester Lage finden sich keine Büros und noch nicht einmal einen Briefkasten der Firma.
Als Chef des Unternehmens wird ein gewisser Reinhard Röckemann genannt. Auf Anfragen des «Kassensturz» reagierte der deutsche Unternehmensberater und SPD-Lokalpolitiker aus Nordrhein-Westfalen jedoch nicht.
Röckemanns Firma liess zu den Vorwürfen von einem anonymen Absender aus verlauten: «Zu keiner Zeit haben wir unseren Kunden den Abschluss eines Kreditvertrages angeboten. Der durch den Vermittler angebotene Vertrag wird nicht als Bankkreditvertrag, sondern als Finanzsanierungsvertrag abgewickelt.» Die Firmen Lion Group und AustriaKredite verzichteten auf eine Stellungnahme.
Mehrere Anzeigen hängig
Gegen die AustriaKredite und die Lion Group ist eine Anzeige hängig vom Schweizerischen Verband der Kreditbanken und Finanzierungsinstitute. Ebenfalls wurde vor kurzem gegen die Swiss Finance Group eine Anzeige eingereicht. Und zwar von einem Zürcher Unternehmen, das gleich heisst, mit der dubiosen Firma aber nichts zu tun hat.