«Espresso»-Hörer Reto Obrist wollte kürzlich das Porto für einen eingeschriebenen Brief und einen Einkauf im Post-Shop mit der EC-Karte bezahlen. Die Schalterangestellte sagte ihm, das gehe nicht.
Der Kunde regt sich auf: «Da ist man gezwungen mit einer posteigenen Karte zu bezahlen.» Er vergleicht dies mit der Situation, wenn Migros und Coop an der Kasse nur ihre eigenen Bank- und Kundenkarten akzeptieren würden. «Im Gegensatz zur Post kann ich beim Grossverteiler wenigstens zur Konkurrenz gehen», bemerkt Obrist.
Post sieht kein Problem
Die Post verteidigt ihre strikte Haltung. Auf den Poststellen stehe der Zahlungsverkehr im Vordergrund. Und ein Bankkunde müsse seine Zahlungen auch über sein Konto bei dieser Bank machen. Die Post bietet aber auch andere Dienstleistungen an. Weshalb kann man diese nicht mit anderen Karten bezahlen?
Ein Kunde der gleichzeitig Waren kauft und Zahlungen macht, müsste dann mit zwei Karten bezahlen, meint Post-Sprecher Oliver Flüeler: «Das wird sehr komplex und wir möchten das System möglichst einfach halten.» Zudem hätten drei Millionen Kunden eine Postfinance-Karte und die Poststellen würden mit Drittprodukten 500 Millionen Franken umsetzen: «Gäbe es wirklich ein Zahlungsproblem auf den Poststellen, würden wir nicht so viel Umsatz machen.»
Mit Vorstoss im Parlament Änderung erzwingen
Es sei nicht kundenfreundlich, wenn am Postschalter nur die Postfinance-Karte akzeptiert werde, findet der freisinnige Nationalrat Andrea Caroni (AR). Zum Service Public gehört für ihn, dass die Kunden die Dienstleistungen der Post einfach bezahlen können. Schliesslich habe nicht jeder immer einen Sack Kleingeld dabei: «Wer keine Postfinance-Karte hat, muss immer zuerst auf der Bank Geld holen, um am Postschalter bezahlen zu können», kritisiert Andrea Caroni.
Zudem sei ein Kunde gezwungen, bei der Post ein Konto zu eröffnen, wenn er mit der Postfinance-Karte bezahlen möchte. Mit einem Vorstoss im Parlament will Andrea Caroni deshalb erreichen, dass die Post auch andere Karten akzeptieren muss.