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Geld Kreditversicherung hält nicht, was die Werbung verspricht

«Auf einmal ohne Job? Kann ich meinen Kredit gegen so was absichern? Ja. Mit unserer Kreditabsicherung». Mit diesen Versprechen wirbt die Bank Now derzeit in Inseraten. Ein Familienvater aus dem Luzernischen hat diese Versicherung abgeschlossen. Heute sagt er: «Das Produkt ist Augenwischerei».

Das Inserat der Bank Now
Legende: Die Werbung der Bank Now. SRF

Die hohen Leasingraten für sein Auto brachten Mario Di Marcos (Name geändert) Budget immer wieder aus dem Gleichgewicht. Nach langem Rechnen entschied er sich, den Vertrag aufzulösen und einen günstigen Occasionswagen zu kaufen. Dafür nahm er bei der Bank Now einen Kredit auf. Doch Di Marco hatte Pech: Das Auto entpuppte sich als Fehlkauf. Für die anstehenden Reparaturen musste der 41-jährige Familienvater den Kredit aufstocken.

Bei der Vertragsunterzeichnung wurde er auf eine Versicherung aufmerksam gemacht. Wird man krank oder arbeitslos, bezahlt die Versicherung die Raten für den Kredit. «Eine gute Sache, so bin ich abgesichert», dachte sich Mario Di Marco und unterschrieb.

Drei Monate später wird Di Marco mit Verdacht auf eine Blinddarmentzündung ins Spital gebracht. Dort der Schock: Diagnostiziert wird ein Tumor im Darm, eine besonders aggressive Form. Di Marco muss operiert werden, liegt monatelang im Spital.

Geld gibt es bei der Bank Now erst nach vier Monaten

Wieder zu Hause, schickt er der Bank Now ein Arztzeugnis und rechnet fest damit, dass nun die Versicherung die offenen Raten für den Kredit übernimmt. Doch dann der nächste Schlag: Die Versicherung zahlt erst nach vier Monaten. Karenzfrist heisst das im Versicherungsdeutsch.

Doch damit nicht genug. Ein knappes Jahr nach seiner Krebsdiagnose ist klar: Mario di Marco wird nie mehr voll arbeitsfähig sein. Dennoch will er arbeiten, wenn auch nur wenige Stunden pro Woche. Der Arzt schreibt ihn zu 20% arbeitsfähig. Mit schwer wiegenden Folgen. Jetzt stellt nämlich die Bank Now die Zahlungen ganz ein. Grund: Laut den Allgemeinen Versicherungsbedingungen zahlt die Versicherung nur, wenn eine vollständige Arbeitsunfähigkeit vorliegt.

Ombudsman: «Solche Klauseln sind ungewöhnlich»

Für Martin Lorenzon, Ombudsman der Privatversicherung, eine ungewöhnliche Klausel. Mit solchen Bedingungen grenze die Versicherung ihre Leistungspflicht nämlich auf seltene Extremfälle ein, wogegen die häufigsten Risiken praktisch nicht abgedeckt seien. «Meine Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass die meisten Menschen auch nach schweren Krankheiten mit der Zeit wieder reduziert arbeitsfähig sind», erklärt Lorenzon. Laut Bundesgericht seien solche Klauseln ungewöhnlich und damit ungültig.

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Wer das Kleingedruckte dieser Kreditversicherung genauer anschaut, entdeckt noch mehr: Neben der langen Karenzfrist zahlt die Versicherung maximal 12 bis 24 Raten. Zudem findet sich eine lange Liste mit Ausschlüssen und Einschränkungen, zum Beispiel bei vorbestehenden oder psychischen Erkrankungen.

Eine Kreditversicherung rechnet sich nicht

Bei Mario Di Marco hätte die Versicherung während der ganzen Laufzeit bei vollständiger Arbeitsunfähigkeit also maximal knapp 9000 Franken bezahlen müssen. Für diesen Maximalschutz hat der Kunde 900 Franken Prämien bezahlt. Eine Rechnung, die nicht nur für Mario Di Marco nicht ganz aufgeht.

Anlaufstellen bei Schuldenfragen

Bank Now schreibt dem Konsumentenmagazin «Espresso» von SRF1, es handle sich bei dieser Kreditratenversicherung um eine branchenübliche Summenversicherung. Bei solchen Versicherungen bestehe lediglich ein Leistungsanspruch bei vollständiger Arbeitsunfähigkeit. Dennoch sei man Herrn die Marco entgegengekommen und habe aus Kulanz auf einen Teil der Restforderung verzichtet.

Dieses Entgegenkommen verdankt Mario Di Marco der Arbeit der Schuldenfachstelle Luzern. Dorthin hat er sich gewandt, als die Bank Now ihre Leistungen eingestellt hat. Dank dieser Vereinbarung kann Mario Di Marco seine Schulden nun in kleinen Raten abzahlen. Ein Lichtblick für den Mann, den die Folgen seiner Krankheit ein Leben lang beeinträchtigen werden.

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