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Geld Maler und Gipser kämpfen für Frühpensionierung

Bauarbeiter wie Maurer können sich bereits mit 60 pensionieren lassen. Nun kämpfen auch Maler und Gipser für die Frühpensionierung – aus gesundheitlichen Gründen. Bisher haben die Arbeitgeber die Idee mitgetragen und mitentwickelt, damit könnte aber bald Schluss sein.

Harte Arbeit gefährdet die Gesundheit: Bauarbeiter wie Maurer oder Betonwerker können deshalb bereits mit 60 in den Ruhestand treten. Diese Frühpensionierung im Bauhauptgewerbe gilt als Erfolgsmodell. Nun wollen sich auch Maler und Gipser früher pensionieren lassen können, wie «Espresso» in seiner Frühpensionierungs-Serie auf Radio SRF 1 berichtet.

Auch den Malern und Gipsern geht es um die körperliche Belastung im Beruf: «60 Prozent der 55- bis 65-jährigen Maler und Gipser beziehen eine Invalidenrente», sagt Vincenzo Giovanelli von der Gewerkschaft Unia.

«Bis 65? Unvorstellbar!»

«Der Gipser-Beruf beansprucht einen körperlich sehr», sagt der Gipser Lukas Scherler. Sackware und Gipsplatten schleppen, Wände verputzen, immer wieder Leitern hoch- und runtersteigen: Das setze schon ihm zu, sagt der 31-Jährige, der umso mehr über die Leistung seiner älteren Kollegen staunt.

«Von ihnen wird gleich viel verlangt wie von uns Jüngeren.» Scherler kann sich jedenfalls nicht vorstellen, bis 65 als Gipser zu arbeiten.

Zwei Modelle auf dem Tisch

Läuft aus Sicht der Gipser und Maler alles rund, müssen sie künftig auch nicht mehr bis 65 arbeiten. Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern haben gemeinsam zwei Modelle für eine Frühpensionierung ausgearbeitet.

Der Gewerkschafter Vincenzo Giovanelli unterstreicht die vorgesehene Flexibilität: «Bereits ab 60 kann man Leistungen beziehen, zum Beispiel die Arbeitszeit reduzieren und so Schritt für Schritt in den Ruhestand treten.» Zur Zeit ist allerdings völlig offen, ob die Arbeitgeber weiter über die Frühpensionierung verhandeln.

Stoppen die Arbeitgeber das Projekt?

Bei der Erarbeitung der Frühpensionierungs-Modelle war der Schweizerische Maler- und Gipser-Unternehmer-Verband SMGV noch voll mit dabei. Für die weiteren Verhandlungen ist jedoch die Zustimmung der Basis nötig. Der Schicksalsentscheid über die Frühpensionierung fällt an der SMGV-Delegierten-Versammlung vom 29. Juni.

Und er ist völlig offen, wie SMGV-Direktor Peter Baeriswyl gegenüber dem Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 sagt: «Die Meinungen unserer Verbandsmitglieder sind sehr gespalten.» Voraussagen lasse sich deshalb nur eines: «Der Entscheid wird auf jeden Fall ganz knapp ausfallen.»

Stimmen die SMGV-Delegierten weiteren Verhandlungen zu, wird das Thema Frühpensionierung im Rahmen der Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) konkretisiert. Vorgesehen ist, dass sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer einen Beitrag leisten, um die Frühpensionierungen zu finanzieren.

Dem GAV für das Maler- und Gipsergewerbe in der Deutschschweiz und im Tessin sind rund 13‘000 Arbeitnehmer und 2300 Betriebe unterstellt (Zahlen 2012).

Die Frühpensionierungs-Serie

Die Serie zur Frühpensionierung» vom Montag, 26. bis Freitag, 30. Mai, in «Espresso», auf Radio SRF 1.

  • Montag, 26. Mai: Vorsorge-Experte Willy Graf berät einen «Espresso»-Hörer und zeigte, worauf es bei der Planung der Frühpensionierung ankommt. Protokoll des Experten-Chats
  • Dienstag, 27. Mai: Die wichtigsten Antworten aus dem Chat vom Montag.
  • Mittwoch, 28. Mai: Wie und warum Maler und Gipser für die Frühpensionierung kämpfen.
  • Freitag, 30. Mai: «Das würde ich anders machen»: Frühpensionierte geben Erfahrungen und Tipps weiter.

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