«Ich finde das Angebot gut, als Zusatz für jemanden, der vor einem Beratungsgespräch mit seiner Bank steht», beurteilt Florian Schubiger von der Beratungsfirma VermögensPartner die Seite.
Nicht geeignet findet er das Angebot für Personen, die über kein Finanzwissen verfügen und sich auch nicht näher damit auseinandersetzen möchten.
Aufwendige und genaue Analyse
«mydepotcheck.com» funktioniert folgendermassen: Zuerst erstellt der Benutzer ein Anlegerprofil. Bei dieser Selbsteinschätzung wird z.B. festgelegt, wie lange das Geld angelegt werden soll. Oder wie risikofreudig man sich selbst einschätzt.
Anschliessend wird es komplizierter. Die Homepage stellt dutzende Wissensfragen. Sie will wissen, welche makroökonomischen Kennzahlen man als wichtig erachtet und so weiter. Definitiv nichts für blutige Anfänger. Allerdings gibt Experte Florian Schubiger auch zu bedenken: «Je detaillierter die Fragen, desto genauer ist das Anlegerprofil.»
Hat man auch diese Fragen beantwortet, kann man online sein Depot angeben und bekommt anschliessend eine Auswertung mit Anbietern (Banken und Vermögensverwalter), die zum persönlichen Anlegerprofil passen.
Wie unabhängig ist die Homepage?
Die Homepage wird als «unabhängige und neutrale Prüfung» beworben. Finanziert wird das Modell durch sogenannte Listing-Gebühren, die von den Banken bezahlt werden. Kaufen sich die Banken damit aber nicht einfach in das System ein und werden dem Anleger offensiver empfohlen?
«Nein», widerspricht Co-Gründer Ivo Streiff. «Wir erstellen bei der Auswertung keine Rangliste.» Der Anleger bekomme bei den Resultaten sämtliche öffentlich verfügbaren Angebote, die zu seinem Profil passen.
Vereinbarung mit Konsumentenschutz
Die Stiftung für Konsumentenschutz wirbt mit ihrem Logo auf der Startseite des Internetangebots. Sie hat mit den Betreibern eine Vereinbarung abgeschlossen und überprüft das Angebot fortan jährlich auf Transparenz, Unabhängigkeit und Neutralität.
Geschäftsführerin Sara Stalder: «Mit dem Angebot wird das Wissens-Machtgefälle zwischen Finanzdienstleister und Kleinanleger gestoppt oder zumindest massiv gebremst.»
Damit sei ein Überbrückungsangebot gegeben, bis gesetzliche Grundlagen Kleinanleger besser schützen, so die Geschäftsführerin gegenüber «Espresso» weiter.