«Ob Schulden, Betreibung oder Druck durch Gläubiger. Unsere Finanzlösungen sorgen für die Wende.» Dieses Versprechen der Firma TerFin liess Nora Blaser (Name von der Redaktion geändert) hoffen. Sie und ihr Mann konnten verschiedene Rechnungen nicht mehr bezahlen, das Steueramt machte Druck und drohte mit Pfändung.
1800 Franken für die Vermittlung eines «Sanierers»
Nora Blaser füllte online einen Kreditantrag aus. Wenige Tage später schrieb ihr die TerFin, man habe eine Lösung finden können: Die Firma Cerberus Global sei bereit, die Schulden des Ehepaares zu sanieren. Dafür müssten Blasers eine «Vermittlungsgebühr» von 1800 Franken bezahlen.
Wenig später meldet sich die Firma Cerberus Global und lässt das Ehepaar einen Finanzierungsvertrag unterzeichnen. Vier Jahre lang müssen Blasers fortan eine monatliche Rate von 674 Franken überweisen. Dieses Geld werde dann im Rahmen eines Sanierungsplanes an die Gläubiger weitergeleitet. Blasers zahlen, bis heute total 3746 Franken.
Was die Firma Cerberus für ihre Kunden genau unternimmt, ist rätselhaft. Blasers bekommen weiterhin Mahnungen und Betreibungen. Nora Blaser reklamiert. Als ihrem Mann vom kantonalen Steueramt schliesslich der Lohn gepfändet wird, kündigt Nora Blaser den Vertrag und fordert von der Cerberus ihr Geld zurück.
Cerberus Global sieht die Schuld beim Kunden
Gegenüber dem Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 schiebt die Firma Cerberus Global die Schuld für die gescheiterte Schuldensanierung auf das Ehepaar Blaser. Diese hätten Unterlagen nur zögerlich und vor allem unvollständig eingereicht. So sei es zu Verzögerungen gekommen.
Für Mario Roncoroni, den Co-Leiter der Berner Schuldenberatung, ist das eine Lüge: «Jeder Schuldenfachmann weiss, dass es manchmal Monate dauert, bis man sich einen Überblick über die Ausstände einer verschuldeten Person verschaffen kann. Dies ist die erste Aufgabe einer Schuldenberatung.» Verschuldete Menschen hätten nur selten einen Überblick über ihre Ausstände, weiss Roncoroni aus Erfahrung.
Gegenüber «Espresso» behauptet Cerberus Global, intensiv mit verschiedenen Gläubigern über Ratenzahlungen verhandelt zu haben. Doch zumindest einer dieser Gläubiger, das kantonale Steueramt Bern, dementiert. Cerberus habe sich zwar gemeldet, doch sei das Ratenangebot viel zu tief gewesen und darüber hinaus viel zu spät eingetroffen. Die Pfändung sei zu diesem Zeitpunkt bereits eingeleitet gewesen.
«Wie ein Haus ohne Fundament»
Nach der Intervention von «Espresso» hat Cerberus Global dem enttäuschten Ehepaar Blaser immerhin 1800 Franken zurückbezahlt. Cerberus beharrt darauf, dass ihre Kunden Schuld am Scheitern der Schuldensanierung seien.
Schuldenprofi Mario Roncoroni sieht das anders. Bei einer seriösen Schuldensanierung müsse anhand eines Budgets abgeklärt werden, wieviel ein verschuldeter Haushalt monatlich überhaupt zur Schuldentilgung leisten könne. Erst danach könne man den Gläubigern einen Vorschlag unterbreiten. Genau das sei hier nicht passiert: «Solche Sanierungspläne können nicht funktionieren. Es ist, als würde man ein Haus ohne Fundament bauen.»