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Geld Schweizer Schwarzgeld auf deutschen Konten

Die Schweizer Banken machen ein dickes Geschäft mit Schwarzgeld aus Deutschland. Doch auch die Schweizer schmuggeln Milliarden am Fiskus vorbei - und bringen das Geld teilweise ins Ausland. «Kassensturz» hat getestet, wie leicht das geht.

Ganz im Verborgenen verstecken Schweizer ihr Geld – Schwarzgeld. Viele halten einen Teil ihrer Einkommen und Vermögen vor den Steuerbehörden geheim. So entgehen dem Staat Milliarden. Schwarzgeld ist in der Schweiz weit verbreitet, sagt Steuer-Experte Michael Leysinger. Egal ob jemand reich ist oder arm. Bei den kleinen finanziellen Verhältnissen weniger aus fiskalischen Überlegungen als aus Sicherheitsgründen. «Man will einfach noch einen Sparbatzen, eine Reserve haben, von der niemand weiss – weder Familie noch Bekannte, noch der Nachbar, noch der Fiskus», erklärt Leysinger.

In Uri am meisten verbreitet

Wie verbreitet Steuerhinterziehung in der Schweiz ist, haben Ökonomen untersucht. Am meisten Steuern hinterziehen gemäss den Zahlen für 1995 die Einwohner des Kantons Uri: Sie verstecken 31 Prozent ihrer Einkommen vor der Steuerbehörde. Im Kanton Thurgau sind es gemäss der Studie 27 Prozent, in Zürich 24,5, in Bern 23,5 und in Baselstadt 23 Prozent.

Ehrlicher sind die Steuerzahler in Appenzell Innerrhoden: 15 Prozent der Einkommen werden nicht deklariert. Im Schnitt geben die Steuerzahler in der Schweiz 22,3 Prozent der Einkommen nicht an. Allein im Kanton Zürich werden so gerechnet 14 Milliarden Franken Einkommen nicht versteuert – jedes Jahr. Einen Teil dieser Gelder bringen Schweizer ins Ausland.

Teils «scharfsinnige Kriterien»

Jakob Rütsche, Leiter der Steuerwaltung des Kantons Thurgau, geht wegen Steuerhinterziehung viel Steuergeld durch die Lappen: «Je grösser die Summe, die dem Fiskus vorenthalten werden soll, je detaillierter und je scharfsinniger werden die Hinterziehungskriterien. Das Geld wird über verschiedene Bankkonten geschoben, bis es schlussendlich am Zielort ist. Der kleine Mann von der Strasse, der sich vielleicht einen Sport daraus macht, der nimmt ein paar tausend Franken oder Euro in den Sack und geht beispielsweise nach Deutschland und bringt es auf eine Sparkasse.»

Jestetten: Nicht nur Einkaufsort

Das sind bekannte Steueroasen: Das Fürstentum Monaco, die Cayman Inseln in der Karibik, Liechtenstein mit seinen Stiftungen – und für viele Schweizer ganz in der Nähe: die Sparkasse in Deutschland.

Der deutsche Grenzort Jestetten, nah bei Schaffhausen, fast völlig von der Schweiz umgeben, ist ein beliebtes Ziel für Schweizer, nicht nur zum Einkaufen. 50 Prozent der Kunden der Volksbank in Jestetten sind Schweizer. Die deutschen Banken werben intensiv um Schweizer Kunden. Ihr Argument: Höhere Sparzinsen und die Zinserträge werden ohne Steuerabzüge ausbezahlt.

Kein Aufsehen, keine Fragen

«Kassensturz» macht zusammen mit der Sendung WISO vom ZDF einen Test: Ein Schweizer bringt mit dem Zug 12'000 Franken in bar nach Jestetten. In einem Umschlag, in gebrauchten Scheinen. Es ist offensichtlich: So sieht Schwarzgeld aus.

Das ZDF filmt mit versteckter Kamera den Besuch in der Sparkasse Hochrhein: Die Bankberaterin führt den Schweizer Kunden in den ersten Stock. Das Konto ist rasch eröffnet. Die 12'000 Franken im Briefumschlag erregen kein Aufsehen. Solche Bareinzahlungen sind für die Bank offenbar nichts Ungewöhnliches. Die Beraterin stellt keine Fragen zur Herkunft des Geldes. Nein, das Geld werde nicht an die Schweizer Steuerbehörden gemeldet, antwortet sie auf die Frage des Schweizer Kunden.

Verrechnungssteuer entfällt

Schweizer bringen Schwarzgeld nach Deutschland. Experte Leysinger erklärt den Grund: «Erstens zahlen die deutschen Banken mehr Zins auf den Schweizer Franken. Zweitens wird keine Quellensteuer, also keine Verrechungssteuer erhoben. Und drittens ist die Diskretion grösser, weil von der Schweiz ins Ausland natürlich keine Anfragen erfolgen.»

Banken machen mit Schwarzgeld lukrative Geschäfte. Doch Steuerhinterzieher schädigen den Staat. Und betrügen den ehrlichen Steuerzahler, der ihretwegen mehr Steuern bezahlen muss.

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