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Geld Spanische Lotto-Gauner lassen Träume platzen

Eine Rentnerin traut ihren Augen nicht: Sie gewinnt 600‘000 Euro in der spanischen Lotterie. Doch zuvor muss sie eine happige Gebühr überweisen. «Kassensturz» berichtet über eine Frau, die in Spanien das grosse Glück suchte und dabei Bekanntschaft mit dem organisierten Verbrechen machte.

615'810 Euro – einen solch fetten Gewinn wollte sich Magdalena Winkler nicht entgehen lassen. Die Rentnerin aus Rikon erhielt im Sommer eine Gewinnbenachrichtigung. Absender: die spanische Landeslotterie. Das Ganze erschien ihr seriös.

«Der meint es ernst»

Magdalena Winkler ruft «Don Antonio Lucas» an. Er gratuliert ihr zum Millionengewinn. Vor der Auszahlung müsse sie allerdings noch Gewinnsteuer und Gebühren vorschiessen. Magdalena Winkler überweist 10'000 Franken via Post- und Bankkonto. Die letzten 3000 Euro will die zehnfache Grossmutter persönlich nach Spanien bringen und dort auch gleich den grossen Gewinn abholen.

Magdalena Winkler verabredet sich mit «Don Antonio Lucas» in Madrid, sie vertraut ihm ohne Wenn und Aber: «Er hatte so eine sympathische Stimme und rief immer wieder an.» Er habe auch angeboten, ihr finanziell etwas entgegenzukommen. «Für mich war klar: der meint es ernst.»

Vom grossen Lottogewinn träumen viele. Beinahe täglich landen Gewinnschreiben auf der «Kassensturz»-Redaktion. Psychoanalytiker Peter Schneider studiert die Briefe mit den Versprechungen. Es liegt in der menschlichen Natur, sich einen möglichen Gewinn nicht entgehen zu lassen. Die Verlockung sei zu gross. Schneider: «Da ist man auch schnell gewillt, störende andere Überlegungen bei Seite zu schieben und sich zu denken, ich probiere es einfach mal.»

Auf später vertröstet

Ankunft auf dem Flughafen von Madrid: Dort soll Magdalena Winkler «Don Antonio Lucas» treffen. Aber auf die hoffnungsvolle Lottogewinnerin wartet niemand. Magdalena Winkler ruft «Don Antonio Lucas» an. Doch der Lottomann lässt sich immer wieder entschuldigen und hält Magdalena Winkler hin. Am Telefon vertröstet er sie auf später. Drei Stunden lang hält Magdalena Winkler vergeblich Ausschau.

Sie beschliesst, den Geschäftssitz der Lotterie aufzusuchen und besorgt sich einen Stadtplan. Doch: Sie findet die Plaza Romano nicht und wendet sich an die Information am Flughafen. Magdalena Winkler: «Dort sagte man mir, diese Adresse gäbe es in Madrid nicht. Ich sei betrogen worden. Solche Anfragen hätten sie immer wieder. Ich solle zur Polizei gehen.»

Die spanische Polizei beschäftigt sich seit Jahren mit den Lottogangstern. Im Herbst schnappte die Polizei 100 Verdächtige, die Teil einer organisierten Verbrecherbande sind. Inspektor Antonio Pintado: «Das sind Gewohnheitsverbrecher, die dauernd solche Betrügereien begehen.» Es handle sich um eine nigerianische Bande, die seit Jahren in Spanien lebe. «Tausende solcher Gewinnbriefe verschicken die täglich in über 70 Länder – mit falschen Logos der Staatslotterie Spaniens», sagt der Inspektor.

Die Tränen liefen ...

Magdalena Winkler verliert auf dem Polizeiposten viel Zeit. Sie verpasst den Flug nach Hause. «Ich sah das Flugzeug am Himmel verschwinden. Da fiel die Welt zusammen. Ich heulte, die Tränen liefen mir nur noch so hinunter», erzählt Winkler. Am nächsten Tag fliegt sie zurück in die Schweiz – nicht als reiche Frau, sondern als Betrogene.

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