«Espresso»-Hörerin Melanie Owen war letzthin mit dem Auto nach Hause unterwegs. Kurz vor der Mittagszeit fährt sie in Sursee auf die Autobahn und sieht dort einen Mann neben einem eleganten Wagen am Strassenrand stehen. Er winkt um Hilfe. Die 27-jährige Mutter fährt an den Strassenrand. «Vielleicht ist der Mann ja in Not», denkt sich Owen.
Der Fremde stürmt denn auch auf sie zu, streckt den Kopf zum Beifahrerfenster herein und redet hastig auf sie ein. «Ich wusste gar nicht genau, was da geschieht», erinnert sich die «Espresso»-Hörerin. «Er erzählte etwas von Notsituation und dass er Geld, unter andere für Benzin, brauche.»
Mit den schreienden Kinder auf dem Rücksitz und dem Fremden halb im Auto, zückt Melanie Owen ein 20er-Nötli. «Eigentlich wollte er mehr», erzählt sie. «Als Vertrauensbeweis bot er mir einen goldenen Fingerring als Pfand.»
Trick mit Gold-Ring kommt vermehrt vor
Dieses Pfand wollte die hilfsbereite Autofahrerin aber gar nicht. Sie wollte sich lediglich mit den 20 Franken aus der misslichen Situation befreien. Den Ring hat ihr der Fremde als «Geschenk» jedoch überlassen.
Mehr aus Neugier bringt sie diesen Ring zum Goldschmied, um ihn auf Echtheit zu testen. Dessen Urteil ist eindeutig: «Dieser Ring hat nicht mehr Wert als einer aus dem Kaugummi-Automaten», sagt Alfred Zürcher von der Goldschmiede in Rothenburg gegenüber dem Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1. «In letzter Zeit bringen mir Kunden vermehrt solche gefälschten Goldringe.»
Er habe von Betroffenen gehört, dass sie solche Ringe auch auf Autobahnraststätten aufgeschwatzt bekommen hätten. «Als Laie ist es gar nicht so einfach, diese Fälschungen zu erkennen», meint Goldschmied Zürcher. Allerdings hätten diese immer die gleichen und falschen Stempelungen, an denen man die Fälschungen ausmachen könne. «Es steht immer 750 und daneben 18kt. Bei einem echten Ring ist das nie so gestempelt.»
Überrumpelungs-Taktik
Bei der Luzerner Polizei ist die Masche mit dem Goldring als Pfand neu. «Wir kennen sie bisher noch nicht. Es ist aber ein ähnliches Vorgehen wie bei anderen Trickdiebstählen», erklärt Simon Kopp von der Staatsanwaltschaft Luzern gegenüber «Espresso». «Es ist immer ein sehr perfides Vorgehen der Trickdiebe. Immer geht es um Überrumpelungen.»
Die Luzerner Polizei stelle zur Zeit eine generelle Zunahme von Trickdiebstählen verschiedenster Art fest. In einem solchen Fall gäbe es nur eines, sagt Kopp: «Von Anfang an nein sagen und davonlaufen.»