Zum Glück wurde Oliver Maysack stutzig, als er das Angebot vom Münzkontors sah: 210 statt regulär 569 Franken. «Ich hatte den Preis für ein Goldvreneli viel tiefer in Erinnerung», meint der kritische Kunde. Deshalb informierte er sich auf Kursseiten im Internet und bei seiner Bank. Nirgendwo wurde der angeblich reguläre Preis von 569 Franken bestätigt.
Hilfreiche Links:
Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» fragt bei Marcel Häberling nach, dem Präsidenten des Verbands Schweizer Berufsnumismatiker. Der professionelle Münzhändler bestätigt, dass der angebliche Originalpreis völlig aus der Luft gegriffen ist. Preissprünge von 569 auf 210 Franken gebe es im Handel mit Goldvreneli nicht.
Preis des Münzkontors ist überrissen
«Espresso» recherchiert selber auf der Internetseite des Helvetischen Münzkontors: Dort wurde am 9. und am 24. Februar das 10-Franken-Goldvreneli für 369 Franken angeboten. Völlig überrissen, bestätigt Münzhändler Marcel Häberling: «Der Wert eines 10er-Goldvreneli liegt aktuell bei 120 bis 160 Franken.»
Es gebe schon Goldvreneli, deren Wert über dem normalen Kurspreis liege, erklärt Häberling. Dabei handle es sich um besonders seltene Jahrgänge, wie den Jahrgang 1911 bei den 10-Franken-Goldvreneli (Wert 350 bis 500 Franken) oder 1926 beim 20-Franken-Goldvreneli (Wert 150 bis 200 Franken über dem aktuellen Vreneli-Wert). Neben der Seltenheit muss dann aber auch die Qualität stimmen, im Fachjargon «Erhaltung» genannt.
Faule Ausrede des Münzkontors
Frühere Beiträge:
Bei den vom Helvetischen Münzkontor angebotene Goldvreneli handelt es sich jedoch nicht um Raritäten. «Espresso» verlangt daher eine Stellungnahme zum überteuerten Preis. Das Münzkontor schreibt: «Bei dem in unserem Webshop angegebenen Preis von 369 Franken für die 10-Franken-Vreneli-Goldmünze handelt es sich bedauerlicherweise um einen Preisfehler, den wir schnellstmöglich korrigieren werden. Der aktuell korrekte Preis, der zeitnah auf der Produktseite im Shop eingetragen sein wird, beträgt 210 Franken.»
Dies ist nur eine Schutzbehauptung. Zwar bot der Münzkontor das 10er-Goldvreneli am nächsten Tag im Online-Shop wirklich für 210 Franken an, allerdings mit der Bemerkung «statt 369 Franken» und mit einem roten Prozentzeichen, wie bei einem Sonderangebot. So korrigiert man keine Preisfehler!
Tipps von Münzhändler Marcel Häberling für den Kauf von Goldvreneli:
- Informieren Sie sich vor dem Kauf über die offiziellen Kurse der Goldvreneli.
- Kaufen Sie Goldmünzen bei einem akkreditierten Münzhändler des Verbands Schweizer Berufsnumismatiker oder bei einer Bank.
- Hände weg von aggressiv beworbenen «Sonderangeboten» für Münzen im Tele-Shopping, auf Werbeprospekten und im Internet.
- Wer seltene Goldvreneli sucht oder verkauft, lässt sich besser vom akkreditierten Profi beraten.
- Lassen Sie Qualität und Echtheit besonderer Münzen vom Münzhändler zertifizieren.
Qualität von Münzen
Sammler teilen Münzen in verschiedene Güteklassen ein. Diese gehen von «schön» als tiefste Qualität, über «sehr schön», «vorzüglich», «unzirkuliert», «Stempelglanz» und «Erstabschlag», bis zu «Polierte Platte».Numismatiker Marcel Häberling erklärt die häufigsten Begriffe.
«Nach- und Sonderprägungen sind praktisch wertlos»
Das «Helvetische Münzkontor» und dessen Mutterkonzern Gode bieten im Internet und im Tele-Shopping am Fernsehen diverse Sonderprägungen und Nachprägungen an. Der Präsident des Verbands Schweizer Berufsnumismatiker, Marcel Häberling, sagt im Interview ganz klar: Diese haben keinen substanziellen Wert.