Noch vor einigen Jahren verschickten Banken Bankkarten oder Pin-Codes per Einschreiben. Eine Umfrage von «Kassensturz» zeigt: Mittlerweile haben die meisten Banken auf unsicherere Normalpost umgestellt.
Kostenersparnis oder Kundenbedürfnis?
Neben der Kreditkarten-Herausgeberin Viseca setzen auch UBS, Credit Suisse, Postfinance, Migros-Bank sowie die Zürcher und Berner Kantonalbanken auf Normalpost. Von den angefragten Banken verschickt nur die Bank Coop den Pin-Code eingeschrieben.
Einerseits sparen die Banken mit dem einfacheren Versand sehr viel Geld. Andererseits entspreche dies auch einem Kundenbedürfnis, wie die Banken betonen. So müssten Leute, die wenig zu Hause seien, die Karten nicht extra auf der Post abholen.
Diebstahl- und Missbrauchsrisiko
Der Versand mittels Normalpost ist aber weniger sicher. Das zeigt der Fall einer Kundin der Berner Kantonalbank (BEKB). Ihr wurden sowohl Maestro-Karte wie auch Pin-Code aus ihrem Briefkasten gestohlen.
Die beiden Sendungen wurden zwar nicht am gleichen Tag verschickt. Der Täter gelangte trotzdem an Karte und Pin-Code. Er hob damit insgesamt 6000 Franken ab.
Risiko auf Kundin abgewälzt
Die BEKB wollte der Kundin aber nur die Hälfte des Schadens ersetzen. 3000 Franken sollte sie selber tragen. Einen juristischen Anspruch auf Schadenersatz hätten Kunden in solchen Fällen nicht, so die BEKB.
Dem widerspricht Thomas Koller, Professor für Privatrecht an der Universität Bern, gegenüber «Kassensturz». Der Versand mit Normalpost sei zwar zulässig, bedeute aber auch ein Systemrisiko. Wenn es dann zu Diebstahl und Missbrauch komme, müssten die Banken einen Schaden auch übernehmen, so Koller.
Bank zahlt nun doch
Nachdem «Kassensturz» nachgefragt hat, schwenkt die BEKB um. Sie ersetzte der Kundin mittlerweile doch den gesamten Schaden.