Ter, Courtage, Depotgebühr: Diese Begriffe sollte jeder Anleger kennen. Denn es sind die häufigsten Gebühren, die Banken oder Vermögensverwalter Anlegern abziehen. Irrtümlicherweise denken viele Sparer, dass eine gute Rendite auf den Anlagen wichtiger sei als die Kosten. Das ist falsch: Für einen langfristigen Vermögensaufbau sind tiefe Kosten das Wichtigste.
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Bei der Stiftung für Konsumentenschutz SKS kennt man das Problem. Die Geschäftsführerin Sara Stalder sagt, Banken informieren ungenügend und weisen Kosten nicht transparent aus.
200 Depots untersucht
Wie viel kassieren die Banken wirklich? Das wollte die Stiftung für Konsumentenschutz wissen und hat zu einem Depotcheck aufgerufen. Stefan Heitmann, Gründer der Firma Money Park und sein Team haben dann 500 Fragebogen und 200 Dossiers mit Depotunterlagen ausgewertet.
Dabei ist Heitmann aufgefallen, dass die meisten Anleger nicht wissen, dass sie hohe Kosten tragen müssen. «Die Anleger vermuten, dass sie im Durchschnitt 1,5 Prozent für ihr Portfolio bezahlen. In Wahrheit zahlen sie knapp 3 Prozent», sagt Stefan Heitmann.
Anleger bezahlen im Schnitt jährliche Gebühren von 2,79 Prozent. Wer also beispielsweise 100'000 Franken investiert, zahlt jedes Jahr 2790 Franken Gebühren.
Hohe Kosten wegen teurer Produkte
Die Depotanalyse zeigt einen auffallend hohen Anteil an teuren Fonds. Im Schnitt haben Anleger 51 Prozent Fonds im Depot, an zweiter Stelle 28 Prozent Einzeltitel wie Aktien. Erstaunlich: ETFs machen nur 9 Prozent aus.
ETF (Abkürzung für Exchange Traded Funds) – sind günstige Fonds, weil sie nicht aktiv gemanagt werden. Sie bilden einen Index nach, beispielsweise den Swiss Market Index SMI.
Anleger halten 8 Prozent ihres Depots in Cash. Die Anteile von derivativen und anderen Produkten sind gering.
In der Schweiz sind mehr als 4000 Anlagefonds zugelassen. Es gibt Produkte mit hohen und tiefen jährlichen Gebühren. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Anlageberater mit Vorliebe teure Produkte empfehlen und die Kunden nicht darauf hinweisen, dass es Kosten gibt, die jedes Jahr anfallen.
Stefan Heitmann von Money Park erklärt den hohen Anteil an teuren Produkten, damit, dass die Banken von teuren Fonds profitieren und die Anleger ihren Beratern vertrauen.
Versteckte Kosten treiben die Gesamtkosten in die Höhe
Bankberater raten Kunden gerne zu Käufen oder Verkäufen, denn Transaktionen bedeuten für Banken zusätzliche Einnahmen. Ob die neuen Wertschriften am Ende rentieren, ist ungewiss. Sicher ist, bei Transaktionen profitiert die Bank auch von versteckten Gebühren.
Versteckte Kosten entstehen so: Die Bank kauft auf dem Finanzmarkt ein Wertpapier zu einem bestimmten Preis. Dann verkauft sie es dem Kunden – zu einem höheren Preis. Die Differenz – der sogenannte Spread – weist die Bank nicht aus und steckt ihn selbst ein.
Das gleiche passiert, wenn Kunden Anlagen in Fremdwährungen kaufen. Hier ist der Spread noch höher.
Versteckte Kosten machten im Schnitt 20 Prozent der Gesamtkosten aus. Stefan Heitmann rät Kunden mit ausländischen Wertpapieren, Konti in den entsprechenden Währungen zu eröffnen, um so Fremdwährungskosten zu verhindern.
Hohe Kosten fressen die Rendite auf
Die Auswertung zeigt: Im Schnitt zahlen Anleger Gesamtkosten von 2,79 Prozent. Die meisten kennen die Höhe der Gesamtkosten nicht, weil Banken und Berater nicht transparent informieren. Doch Kostenwahrheit wäre wichtig für Anleger.
Stefan Heitmann erklärt, bei Kosten von 2 Prozent und einer Bruttorendite von 2 Prozent, ergibt das eine Nettorendite von Null. Um überhaupt eine Rendite zu erwirtschaften, müssen Anleger über diese Kostenschwelle hinwegkommen. Deshalb sollten die Kosten so tief wie möglich sein.
Für Sara Stalder zeigen die Resultate, dass die Rechnung für Anleger nicht aufgeht: «Bei den Verkaufsgesprächen wird die maximale Rendite klar kommuniziert und die Anleger gluschtig gemacht. Aber die maximalen Kosten eines Produkts werden verschwiegen. Und so gesehen, sind viele der Anlageprodukte ein Verlustgeschäft.»