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Gesundheit Ärzte unter Zeitdruck: Patientenschützer beunruhigt

Seit der Einführung der neuen Spitalfinanzierung können weniger Ärzte auf die Patienten eingehen. Das zumindest legt eine aktuelle Studie der Universität Zürich nahe. Demnach fehlt oft die Zeit für Patientengespräche. Die Patientenschutzorganisation SPO will die Situation im Auge behalten.

Schweizer Spitäler werden seit drei Jahren über Fallpauschalen finanziert. Jeder Spitalaufenthalt wird einer Fallgruppe zugeordnet und entsprechend pauschal vergütet. Ziel dieses Systems: Die Spitäler sollen effizienter werden und kostengünstiger arbeiten.

Kritiker bemängelten vor der Einführung der Fallpauschalen, damit steige der wirtschaftliche Druck auf das medizinische Fachpersonal. Das Institut für Biomedizinische Ethik der Universität Zürich hat nun eine Studie veröffentlicht, die einen ersten Eindruck über die Auswirkungen der Fallpauschalen liefert.

Bedürfnisse der Patienten haben weniger Platz

Knapp 400 Ärztinnen und Ärzte haben bei der Studie mitgemacht. Die allermeisten Ärzte (mehr als 90 Prozent) gaben an, die Versorgung im Gesundheitswesen sei sehr oder eher gut. Und mehr als 80 Prozent sind gemäss der Studie zufrieden mit ihrer Arbeit.

Allerdings lässt die Studie auch negative Folgen der Fallpauschalen vermuten: Ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte gab an, heute weniger Zeit für Gespräche mit Patientinnen und Patienten zu haben als vor der Einführung der Fallpauschalen.

Ausserdem meinte jeder Vierte, auch die «patientenorientierte Versorung» sei schlechter geworden. «Patientenorientiert heisst, dass der Arzt auf die Bedürfnisse des Patienten eingeht und diese auch nachfragt», erklärt Margrit Fässler, Mitautorin der Studie. «Das setzt natürlich voraus, dass ein Gespräch stattfindet.»

Hoher administrativer Aufwand fällt auf

Für die Stiftung SPO Patientenschutz kommen die Zahlen nicht unerwartet. «Fallpauschalen haben zur Folge, dass Ärzte eine bestimmte Anzahl an Patienten in einer bestimmten Zeit durchbringen müssen. Dass da weniger Zeit für persönliche Gespräche bleibt, ist klar», erklärt SPO-Präsidentin Margrit Kessler.

Weitere Studien müssten daher folgen, damit bei Bedarf sofort Gegenmassnahmen ergriffen werden könnten. «Dies kann etwa dann der Fall sein, wenn sich herausstellt, dass betagte Menschen viel zu früh aus dem Spital entlassen werden».

Auch Maya Shaha, Dozentin für Pflegewissenschaften an der Universität Lausanne, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Berner Inselspital und Mitglied der Nationalen Ethikkommission, sieht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Die fehlende Zeit für Gespräche könne auch andere Ursachen haben. «Wir wissen zum Beispiel, dass es immer weniger gut ausgebildete Fachpersonen am Bett, also beim Patienten, gibt.»

Ein Punkt der Studie ist Maya Shaha jedoch aufgefallen: Mehr als die Hälfte der Ärzte hat angegeben, dass sie heute einen grösseren administrativen Aufwand hätten als vor der Einführung der Fallpauschalen. «Ich glaube, hier würde es sich lohnen, die Prozesse zu überprüfen, zu schauen, ob man etwas besser machen kann.»

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