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Seit 2001 werden Leistungen, die Apotheken bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Medikamenten erbringen, nicht mehr über die Medikamenten-Marge abgegolten. Das heisst: Die Medikamentenpreise wurden teilweise gesenkt. Dafür können Apotheker ihre Dienstleistungen separat mit speziellen Taxen verrechnen.
Gemeint sind jene Taxen, die in Rechnung gestellt werden, wenn der Apotheker zum Beispiel das ärztliche Rezept kontrolliert oder das Patientendossier nachführt, damit keine unerwünschten Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln entstehen. Pro rezeptpflichtigem Medikament kann ein Apotheker 4.30 Franken verlangen und pro Einkauf noch einmal 3.25 Franken.
Adressliste von günstigen Apotheken online
Doch nicht alle Apotheken verrechnen diese Pauschalen. «Espresso» hat vor einem Monat Hörerinnen und Hörer gebeten, solche Apotheken mit Sparpotenzial zu melden. Und es kam einiges zusammen. Damit konnte die Redaktion eine Adressliste aktualisieren und ergänzen, für welche die Stiftung für Konsumentenschutz die Grundlage lieferte. Die Liste kann vom Internet heruntergeladen werden und soll nun regelmässig ergänzt werden.
Auffällig ist: Versandapotheken und einige Apotheken-Ketten mit Filialen in der ganzen Schweiz verrechnen durchwegs keine Taxen. Aber es gibt durchaus auch kleine Dorf- und Quartierapotheken, die darauf verzichten. Dort gilt das meist aber nur, wenn der Kunde bar bezahlt, weil so der Büro- und Administrationsaufwand gering ist.
Apotheker setzen auf Kundenbindung
Auf Anfrage von «Espresso» erklärten die meisten Apotheker, dass sie auf die Verrechnung ihrer Dienstleistungen verzichten, weil die Beratung ein wichtiger Bestandteil ihres Berufes sei und sie ihren Kunden diese Dienstleistung weiterhin kostenlos anbieten wollen. Und offenbar funktioniert das Geschäft auch ohne Taxen: Die einen Apotheker zählen einfach auf mehr Kundschaft, wie zum Beispiel Michael Schröter, Geschäftsführer der Apotheke im Zentrum im bernischen Kirchberg: «Wir erleben es täglich, dass unsere Kunden uns als erste Ansprechperson im Gesundheitswesen mit niedriger Zugangsschwelle sehr schätzen. Sie können durch den Gang in die Apotheke Kosten sparen. Und je mehr zufriedene Kunden wir haben, umso besser geht es uns.»
Andere Apotheker versuchen die rezeptflichtigen Medikamente querzusubventionieren. So auch Stefan Gräub, Inhaber der Apotheke am Marktplatz in Büren: «Der Mix zwischen rezeptpflichtigen Präparaten und Produktegruppen, die eine höhere Marge generieren ist sehr wichtig.» Seine Apotheke hat sich im Bereich der Komplementärmedizin einen Namen gemacht. Auf diesen Produkten hat Gräub einen grösseren Verdienst. Und er kann so seine Kunden ganzheitlich betreuen.
Gute Beratung auch ohne Verrechnung
Aber werden Kunden nun weniger gut beraten, wenn sie ein rezeptpflichtiges Medikament beziehen und der Apotheker für seine Arbeit nichts verrechnet? «Nein, auf keine Weise», meint Michael Schröter, «Wir sind zu Qualität und Sicherheit verpflichtet und können dieser Verantwortung nicht entbunden werden. Sämtliche Prozesse werden trotzdem eingehalten.» Und auch Stefan Gräub versichert: «Wir wenden für unsere Beratung so viel Zeit auf, wie nötig. Uns macht es ja auch mehr Spass, wenn dem Kunden geholfen werden kann.»
In der Branche ist die Meinung geteilt. Dass Apotheken, die Taxen verrechnen, nicht immer Freude haben an ihren Berufskollegen, die nichts verrechnen, wurde gegenüber «Espresso» mehrfach bestätigt. Viele sind aber der Meinung, dass jeder selber wissen müsse, wie er sein Geschäft führt. Und schliesslich findet auch die Pharmasuisse - die Dachorganisation der Apotheken - dass dies in der Verantwortung jedes einzelnen Geschäfts liege.
Weitere günstige Apotheken gesucht
Und so entscheidet dann auch jeder Kunde für sich, ob er sparen will oder nicht. Die von «Espresso» aktualisierte Adressliste hilft dabei, günstige Apotheken in Ihrer Nähe zu finden. Falls Sie weitere Apotheken mit Sparpotenzial kennen, dann melden Sie sich bei uns unter espresso@srf.ch