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Gesundheit Erdöl im Essen aus der Verpackung

Die neusten Lebensmittelproben des St. Galler Kantonschemikers zeigen klar: Rückstände von Mineralöl in Lebensmitteln sind immer noch ein Problem. Die Stoffe kommen aus den Lebensmittelverpackungen. «Espresso» fragt bei der Verpackungsindustrie nach, weshalb sie das Problem noch nicht im Griff hat.

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«Ich möchte das nicht essen!»
aus Espresso vom 20.12.2012. Bild: colourbox
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Mineralölrückstände wurden in 15 von 61 Lebensmitteln nachgewiesen. Bei 5 Proben lag der Wert gar über 10mg/kg. Wie Pius Kölbener, Kantonschemiker von St. Gallen sagt, sind Teigwaren, Reis und Süsswaren genauso betroffen wie Mehl, Backwaren und Frühstücksflocken. Die Menge der gefundenen Rückstände sei nicht gefährlich für die Gesundheit. «Ich möchte das aber nicht essen», so Kölbener gegenüber dem Radio SRF 1 Konsumentenmagazin «Espresso».

Verpackung ist das Problem

Die Rückstände von Mineralöl, welche nachgewiesen wurden, gelangen über zwei Wege in unsere Lebensmittel: Sie kommen aus Karton, der recyclet wurde oder aber aus den Druckfarben, welche für die Lebensmittelverpackungen verwendet werden. «Das sind Stoffe, die nicht in Lebensmittel gehören. Es handelt sich um Verunreinigungen», erklärt Kantonschemiker Kölbener.

Lebensmittelverpackungen werden aus einer Vielzahl von Substanzen und Materialien hergestellt. Gleichwohl ist es möglich, dass diese so produziert werden, dass keine Mineralöle auf die Lebensmittel migrieren. «Das beweisen die gut 70 Prozent der Proben, in denen keine Rückstände nachgewiesen wurden» sagt Kölbener. «Die Verpackungsindustrie ist hier in der Pflicht».

Lösung des Problems kostet Geld

Auch Konrad Grob, Analytiker und Experte in Sachen Mineralöl beim Kantonslabor Zürich sagt, dass die Verpackungs-Hersteller die Verantwortung tragen würden. Er hat zwei Lösungsansätze wie Lebensmittel von Mineralöl und anderen Verunreinigungen durch Lebensmittelverpackungen geschützt werden können: «Entweder die Hersteller verwenden einen Innensack aus Kunststoff, der eine Sperrschicht integriert hat. Oder die Sperrschicht wird direkt auf die Innenseite des Kartons gesprüht.» Dies sei aber nicht gratis zu haben.

Dass Mineralölrückstände durch Verpackungen ein Problem ist, bestätigt auch Daniel Beer, Leiter der Lebensmittelsicherheit beim Bundesamt für Gesundheit. «Man müsse das Problem angehen.» Allerdings würden auch die neusten Resultate des Kantonschemikers von St. Gallen zeigen, dass die Mengen nicht in einem besorgniserregenden Ausmass migrieren würden. Das BAG sei zusammen mit den Kantonschemikern, der Verpackungsindustrie und mit europäischen Kollegen darum bemüht, Lösungen zu finden.

Beim Schweizerischen Verpackungsinstitut, dem Branchenverband der Verpackungshersteller, sagt Philippe Dubois auf Anfrage von «Espresso»: «Ich glaube, in der Schweiz haben wir das Problem im Griff. Das Problem importieren wir aus dem Ausland.» Und da könne man nicht viel mehr machen, als zu informieren und mit Weiterbildungen zu sensibilisieren.

Gesundheitsgefahr durch Erdöl im Karton

Viele Lebensmittel sind mit Erdöl-Rückständen belastet. Das zeigte auch schon ein Test des Zürcher Kantonslabors im Auftrag von «Kassensturz» vor knapp zwei Jahren:

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Krebsgefahr durch Erdöl im Karton
Aus Kassensturz vom 08.02.2011.
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