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Feuerbrand
Legende: Feuerbrand SRF

Gesundheit Kaltes Wetter hilft gegen Feuerbrand

Die Natur hat dieses Jahr mit dem kalten Frühling selber dafür gesorgt, dass sich das Feuerbrandbakterium nicht im grossen Stil auf den Kernobstbäumen niederlassen kann. Allerdings können Wirtspflanzen und Neupflanzungen in der Blüte gerade jetzt bei wärmeren Temperaturen noch infiziert werden.

«Für mich ist dieser nasskalte Frühling top», sagt Urs Müller, Leiter Fachstelle Obstbau im Berufsbildungszentrum Arenenberg in Salenstein (TG). Tausende Kernobstbäume seien dank dieses Wetters einer möglichen Infektion mit Feuerbrand entgangen. «Allerdings», so Müller weiter, «haben wir die Situation in Bezug auf Feuerbrand in der Schweiz nicht im Griff.»

Der Feuerbrand sei grundsätzlich sehr unberechenbar und könne eigentlich jederzeit irgendwo zuschlagen. Selbst in den USA, wo man das Problem bereits seit 200 Jahren kennt, habe die Forschung noch keine Lösung des Problems gefunden.

Forschung an neuen Apfelsorten

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Die Forschungsanstalt Agroscope in Wädenswil ist führend in der Erforschung von sogenannt Feuerbrand toleranten Sorten. Laut Urs Müller steht dabei zum Beispiel die neue Sorte «Ladina» im Zentrum, die sich offenbar als vielversprechend im Kampf gegen den Feuerbrand herausstellt.

«Diese Sorte ist allerdings noch nicht im Handel erhältlich, das dauert wohl noch ein paar Jahre.» Auch eine alte, fast vergessene Sorte habe sich als besonders geeignet herausgestellt, die Sorte Alant.

Umdenken bei den Konsumenten

Auf der Rangliste der beliebtesten Tafeläpfel liegt der «Gala»-Apfel immer auf dem ersten Platz. «Leider-gerade der Gala ist eine sehr anfällige Sorte», sagt Experte Urs Müller. Deshalb brauche es auch ein anderes Konsumverhalten bei den Apfelliebhabern.

«Es kann nicht sein, dass wir mit allen Mitteln versuchen, den Feuerbrand zu bekämpfen und der Konsument hält an einer Sorte fest, die derart anfällig ist.»

Mitarbeit der Hobbygärtner ist noch immer entscheidend

Obstbauspezialist Urs Müller weist gegenüber «Espresso» auch darauf hin, wie wichtig ein waches Auge im eigenen Garten sei: «Viele Wirtspflanzen, die vom Feuerbrand besiedelt werden, stehen häufig auch in unseren privaten Gärten. Beispielsweise die Scheinquitte, die normale Quitte, die Felsenbirne oder auch Cotoneaster in verschiedenen Ausführungen.»

Experte fordert Antibiotika-Stopp

Obstbauern dürfen das Antibiotikum Streptomycin spritzen, um den Feuerbrand zu bekämpfen. «Kassensturz» zeigte letztes Jahr: So können Multiresistenzen entstehen, die für den Menschen gefährlich sind. Ein Berner Professor fordert ein Verbot.

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