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Eine stark vernarbte Brust und ein Ohr, bei dem die Hälfte fehlt.
Legende: Diese Bilder lügen nicht. SRF

Gesundheit Meyer-Fürst redet seine eigene Patientin schlecht

Nach den «Kassensturz»-Berichten über zwei misslungene Operationen des umstrittenen Zürcher Schönheitschirurgen Peter Meyer-Fürst beschuldigt dieser in der «Weltwoche» seine eigene Patientin mit haltlosen Vorwürfen.

Es würde sie nicht erstaunen, schreibt die «Weltwoche» in ihrer neusten Ausgabe, wenn Schönheitschirurg Peter Meyer-Fürst «schon bald wieder seiner grossen Leidenschaft nachgehen könnte: wie ein Bildhauer die perfekten Frauenkörper zu formen». Was sich wie eine Männerphantasie liest, hatte in Realität schreckliche Konsequenzen für die Körper zweier Frauen.

Juli 2015: Definitiv Schluss

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Meyer-Fürst wird nicht mehr praktizieren. Das bestätigt die Gesundheitsdirektion gegenüber der «NZZ». Der umstrittene Chirurg habe auf die Berufsausübungs-Bewilligung verzichtet. Nach wie vor betont er aber, dass er nichts falsch gemacht habe. Sein Rücktritt habe gesundheitliche Gründe. Das strafrechtliche Verfahren ist noch hängig.

Die Patientinnen, über die «Kassensturz» am 20. Januar und am 10. Februar berichtete, werden ihr Leben lang unter den operativen Eingriffen leiden. Einer 21-jährigen Patientin verfaulten nach einer Ohrenkorrektur durch Meyer-Fürst Teile beider Ohren. Eine 19-jährige Patientin, Larissa M., wird nach einer Brustreduktion nicht stillen können. Ihre Brustwarzen sind abgestorben. Sie hat Gefühlsstörungen in den Brüsten und dicke, entstellende Narben. Peter Meyer-Fürst setzte ihr unnötigerweise Implantate ein, eines der Silikonkissen war abgelaufen. Dies ist ein Verstoss gegen das Heilmittelgesetz. Ausserdem verabreichte der Arzt mehrfach kroatische Antibiotika ohne Zulassung und kassierte jeweils bar auf die Hand.

Von Meyer-Fürst entstellt und schlecht gemacht

Der 79-jährige Chirurg behauptet nun gegenüber dem Wochenblatt, Patientin Larissa M. sei zu früh wieder zur Arbeit gegangen, dadurch sei die Wunde wieder aufgerissen. «Stimmt nicht», sagt diese. Sie kann mit Arbeitszeitrapporten und Arztzeugnissen belegen, dass sie fünf Wochen krankgeschrieben war. Ausreichend lang für die Heilung. «Kassensturz» liegen diese Dokumente vor. Meyer-Fürst wirft ihr ausserdem vor, sie sei wichtigen Terminen unentschuldigt ferngeblieben. Auch das bestreitet die Patientin vehement. Nur einmal habe sie wegen Krankheit eines Familienmitglieds eine Kontrolle absagen müssen.

Auch Meyer-Fürsts Vorwurf, sie sei trotz Komplikationen in die Ferien gegangen, löst bei ihr Kopfschütteln aus. Sie verreiste – zwei Monate nach der missratenen Operation – mit Wissen des Arztes, für zehn Tage in die Ferien. Am Vortag der Abreise nähte ihr Meyer-Fürst das Loch an der Brust ohne Betäubung zu. «Meyer-Fürst hat mir gesagt, im Notfall sei der Leiter der Tagesklinik am Bellevue in der Nähe meines Ferienorts erreichbar.» Zu diesem Zeitpunkt waren ihre Brustwarzen bereits abgestorben, die Wunden mit Metallklammern hässlich getackert.

Verletzung des Arztgeheimnisses

Die Beiträge zum Thema:

Die Patientin, die von Meyer-Fürst entstellt worden ist, wird von ihm nun auch noch medial schlecht gemacht: «Ich habe Dr. Meyer nie erlaubt, anderen Einblick in meine Krankengeschichte zu geben.» Laut Patientenanwältin Bettina Umhang hat sich Meyer-Fürst mit der Weitergabe von sensiblen Patientendaten an Dritte strafbar gemacht. Das Strafgesetzbuch sieht für die Verletzung des Arztgeheimnisses eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren vor. Für die Rechtsanwältin, die mehrere Mandate von Meyer-Fürst-Geschädigten führt, ist der «Weltwoche»-Artikel voll von «Nebelpetarden, die offenbar vom eigentlichen Thema, den vorgeworfenen ärztlichen Sorgfaltspflichtverletzungen, ablenken sollen.» Dem Arzt mangle es offensichtlich an stichhaltigen Argumenten.

Der Anwalt von Peter Meyer-Fürst, Martin Rübel, schreibt «Kassensturz»: «Ich halte fest, dass der «Weltwoche» der Name der Patientin nicht mitgeteilt worden ist, weshalb keine Verletzung des Berufsgeheimnisses vorliegt.» Patientenanwältin Bettina Umhang widerspricht: Unter das Berufsgeheimnis eines Arztes falle nicht allein der Patientenname. Es sei einem Arzt auch nicht erlaubt, persönliche oder berufliche Details weiterzugeben.

Auf alle Fragen keine Antworten

Tatsächlich liess Meyer-Fürst die Fragen von «Kassensturz» trotz mehrfacher Anfragen per Post, per Mail und per Telefon unbeantwortet:

  • Wieso hatte er die Patientin nicht über die Operationsrisiken aufgeklärt?
  • Wieso hatte er ihre Brüste mit Metallklammern getackert, was nicht fachgerecht ist?
  • Wieso hatte er für eine Brustreduktion unnötigerweise Implantate verwendet?
  • Wieso hatte er illegalerweise ein Implantat eingesetzt, dessen Ablaufdatum überschritten war?
  • Wieso hatte er illegalerweise Medikamente abgegeben, die in der Schweiz nicht zugelassen waren?
  • Wieso hatte er der Krankenkasse die Brustreduktion fälschlicherweise als «Mamma Tumor» in Rechnung gestellt?
  • Wieso hatte er zusätzlich noch 5000 Franken in bar kassiert?

Mit 78 Jahren der beste plastische Chirurg

Auch in der «Weltwoche» finden sich darauf keine Antworten. Gegenüber dem Blatt sagt Meyer-Fürst hingegen, er sei auch mit 78 Jahren der beste plastische Chirurg. Fakt ist: Die verpfuschte Operation von Larissa M. ist kein Einzelfall. «Kassensturz» kennt weitere Fälle von missratenen Operationen, zum Teil sind diese ebenfalls gravierend. Seit unseren Geschichten haben sich zudem mehrere Frauen gemeldet, die erst kürzlich von Meyer-Fürst operiert worden waren. Sie alle berichten von Operationsfehlern. Seit Jahren ist bekannt, dass Meyer-Fürst oft miserabel operiert. «Kassensturz» und andere Medien haben mehrmals darüber berichtet.

Patientensicherheit in der Klinik nicht gewährleistet

Die Gesundheitsdirektion Zürich verfügte ein vorläufiges Operationsverbot gegen Meyer-Fürst, weil «verschiedene Vorwürfe eine ernsthafte Gefährdung von weiteren Patienten befürchten liessen.» Auch das Amt hat demnach Kenntnis von mehreren Fällen. Nach unserem Bericht über die verpfuschte Ohrenoperation schloss die Gesundheitsdirektion nach einem Augenschein auch noch die Tagesklinik am Bellevue. Wegen unhaltbarer Zustände: «Wir haben in der Klinik hygienische und medizintechnisch Verhältnisse angetroffen, die problematisch sind», sagte Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger gegenüber den Medien, «die Sicherheit der Patienten war nicht mehr gewährleistet.» Doch das hat die «Weltwoche» verschwiegen.

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