Roche gab 2000 Hausärzten Gratismedikamente und zahlte ihnen hunderttausende von Franken, damit sie Posicor an ihre Patienten verschreiben. Kurz darauf musste Roche das Präparat wegen starken Nebenwirkungen vom Markt nehmen. Innerhalb eines Jahres starben weltweit etliche Patienten am Blutdruckmittel.
Roche hatte bei Posicor mit einem Umsatzpotential von 800 Millionen Franken gerechnet. Mit grossem Marketingaufwand lancierte der Pharmamulti vor drei Jahren das Blutdruckmittel. Er schreckte auch vor illegalen Massnahmen nicht zurück. Dokumente des Pharmaverbandes Sanphar belegen, wie Roche Aerzte für sich einnahm. Der Deal: Der Arzt gab seinem Patienten Posicor und füllte einen Fragebogen der Roche aus. Das lohnte sich. Der Zeitaufwand betrug höchstens 5 Minuten. Für jedes Blatt bezahlte Roche den Aerzten 200 Franken.
Ein lukratives Geschäft, getarnt als Studie. "Der Fragebogen selbst ist wertlos", sagt Pharmakritiker Etzel Gysling, „aber für die Marketingabteilung ist solch eine Erhebung bei der Einführung eines neuen Medikaments sicherlich interessant."
Die Pseudostudie diente lediglich dazu, Aerzte für die Abgabe von Posicor zu bezahlen. Doch das ist illegal. So stehts im Gesetz. Der Doktor soll frei entscheiden können, welches Medikament er abgibt. Die Patienten müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Arzt das beste Mittel für sie auswählt.
Selbst der Pharmaverband Sanphar verurteilte Roche deswegen: Angesichts des geringen Arbeitsaufwandes erscheint die Entschädigung von 200 Franken als unverhältnismässig hoch.“, urteilte Sanphar.
120 Aerzte bekamen von Roche gar einen Computer. Dafür mussten sie dem Pharmamulti nur mehr als 20 Fragebögen per EDV übermitteln. Arbeitsaufwand: höchstens drei Stunden. Wert des Computers: 6500 Franken. „Sein Wert steht in keinem Verhältnis zum Arbeitsaufwand.“, rügt der Pharmaverband. Der Verband büsste Roche mit 10'000 Franke.
In einem Schreiben an den Pharmaverband rechtfertigt Roche das Vorgehen: „Diese Daten sind von grosser Bedeutung um in Zukunft diese Krankheit besser verstehen und auch behandeln zu können.“ Sie hätten lediglich den Aufwand der Aerzte entschädigt.