Rund zwei Millionen Menschen in der Schweiz leiden laut Schätzungen an Heuschnupfen. Am häufigsten reagieren die Allergiker dabei auf Birken- und Gräserpollen, die sich im Frühling und Frühsommer in der Luft befinden. Wann genau, ist wetterabhängig. Informationen über den Pollenflug erhalten Allergiker in dem Pollenbericht , der von Meteo Schweiz erstellt wird. Dieser Bericht hat aber einen Haken: Die Daten sind nämlich meist rund eine Woche alt und daher nicht mehr aktuell. Da sich der Pollenflug aber sehr schnell ändert, ist dies ein Problem.
Pollen werden einzeln ausgezählt
Der Grund für die Verzögerung ist die Technik, welche heute viel Handarbeit beinhaltet. Meteo Schweiz betreibt ein Pollenmessnetz, welches 14 Messstationen in der ganzen Schweiz umfasst. An diesen Stationen werden Pollen «eingesammelt», welche schliesslich im Analysezentrum in Payerne manuell unter dem Mikroskop ausgezählt werden. Gegen 50 verschiedene Pollen werden so bestimmt und gezählt. Aus diesen Daten entsteht mit Verzögerung der Pollenbericht.
Neues System ist vielversprechend
Diese Verzögerung könnte aber bald der Vergangenheit angehören. Seit einigen Monaten testet Meteo Schweiz nämlich ein System, welches die Pollen mittels Lasertechnik automatisch erkennt und zählt. Das neue System liefert die Daten also in Echtzeit. Sogar stündliche und lokal sehr genaue Prognosen wären damit möglich.
Die Testresultate seien vielversprechend, erklärt Bernard Clot, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Meteo Schweiz in Payerne. «Wir haben zeigen können, dass es möglich ist, verschiedene Pollenarten zu bestimmen», bestätigt Clot die Tests gegenüber der Konsumentensendung «Espresso» von Radio SRF 1.
Betroffene könnten direkt profitieren
Käme das System flächendeckend zum Einsatz, so wäre das ein enormer Fortschritt. «Das wäre super», freut sich Peter Schmid, Leiter der Allergiestation am Unispital Zürich. Der Experte spricht dabei sogar von einem Pionierprojekt für die Schweiz.
Für Allergiker hätte die Pollenmessung in Echtzeit zwei grosse Vorteile: Zum einen könnten die Medikamente zur Behandlung von Heuschnupfen viel gezielter eingenommen werden. Zum anderen aber könnten Betroffene auch vorbeugend handeln, indem sie bei einem starken Pollenflug beispielsweise auf eine Velotour verzichten würden, so Peter Schmid.
Noch ist das System allerdings nicht flächendeckend einsatzbereit. Dazu fehlen noch einige Abklärungen. So ist zum Beispiel noch nicht ganz klar, ob wirklich alle Pollen vom System erkannt werden können. Auch Kosten und Finanzierung zur Einrichtung des Messnetzes müssten noch geklärt werden.