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Grobe Panne beim Autoverlad «Plötzlich hing das Hinterrad in der Luft»

Ein «Espresso»-Hörer fuhr mit dem BLS-Autoverlad von Kandersteg ins italienische Iselle. Beim Halt in Iselle war das Hinterrad seines Autos nicht mehr auf dem Eisenbahnwagen, sondern hing in der Luft. Für den Schaden will die Bahn jedoch nicht aufkommen.

Seit 30 Jahren fährt der «Espresso»-Hörer D.L. per Autoverlad in die Ferien nach Italien. Wie in den vergangenen Jahren auch, fuhr er seinen Hyundai in Kandersteg auf den Autozug der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS). «Es war ein Sonntag in den Sommerferien und der Zug war ausgebucht. Das Zugpersonal wies mich an, so nah wie möglich zum vorderen Auto aufzuschliessen.» So kam es, dass sein Auto auf zwei verschiedenen Bahnwagen zu stehen kam. Er zog die Handbremse an und legte den P-Gang ein.

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BLS stellt Schaden in Rechnung

Als der Zug im italienischen Iselle ankam, stellte der Hörer fest: «Das rechte Hinterrad meines Hyundai war nicht mehr auf dem Eisenbahnwagen, sondern hing in der Luft. Auch das Geländer des Verladewagens hatte sich verbogen», erzählt der Hörer.

Er informierte daraufhin den Zugführer. Der nahm das Schadensprotokoll auf. Alles in Ordnung, dachte sich der Hörer. Er war froh, dass er trotz verbeultem Kotflügel und Kratzern weiter in die Ferien fahren konnte. «Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass die BLS den Schaden nicht übernehmen könnte.» Doch er hatte sich getäuscht.

Die BLS behauptete nämlich, er habe den Schaden selbst verschuldet, weil er die Handbremse nicht angezogen habe. Und kündigte dem Hörer kaltschnäuzig an, die BLS werde ihm noch eine Rechnung für den Schaden am Eisenbahnwagen schicken. Kostenpunkt: mehr als 3800 Franken. Das schlug dem Fass den Boden aus: D.L. meldet sich bei «Espresso».

BLS will keine Fehler gemacht haben

Mit den Vorwürfen konfrontiert, weist Mediensprecherin Helene Soltermann jegliche Schuld der BLS von sich. «Der betreffende Lokführer sagte, er habe keine starke Bremsung eingeleitet und an anderen Fahrzeugen auf dem Autozug sind keine Schäden entstanden. Wir gehen darum davon aus, dass das Fahrzeug des Hörers nicht korrekt mit der Handbremse gesichert war.» Dies bestreitet jedoch der Hörer. Es steht also Aussage gegen Aussage.

«Espresso» legt die Bilder vom Unfall dem Bahnexperten Ruedi Beutler vor. Beutler untersuchte bei der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) in einem Teilpensum Unfälle und gefährliche Ereignisse von Bahnen. Für ihn ist klar: «Auf den Fotos sieht man, dass das Auto zwischen zwei Eisenbahnwagen auf der Übergangklappe abgestellt wurde. Die Hinterräder des Autos wurden durch die Seitwärtsbewegungen der Übergangsklappe vom Bahnwagen gestossen.».

Nahaufnahme Autorad in der Luft neben Bahnwagen.
Legende: Neben der Spur: Das eine Rad rutschte vom Wagon. zvg

Sicherheit ist Aufgabe der BLS

Die Übergangklappe ermöglicht, dass Autos von einem Eisenbahnwagen zum nächsten fahren können. Sie ist am vorderen Wagen fix befestigt, bewegt sich in Kurven oder Weichen seitlich stark hin und her, erklärt Beutler. Für ihn ist klar, dass das Auto bei der engen Kurve bei der Einfahrt in den Bahnhof Iselle seitlich vom Bahnwagen geschoben wurde. «Die Gleisradien sind in Iselle viel enger als in Goppenstein oder Kandersteg. Die letzte Kurve in Iselle ist eine Linkskurve. Beim Befahren dieser Kurve wurde das Auto rechts vom Bahnwagen gedrückt. So kam es aus meiner Sicht zum Unfall.»

Dass ein Auto zwischen zwei Verladewagen abgestellt wird, komme immer wieder vor, sagt Experte Beutler: «Dies zu verhindern, ist die Aufgabe der BLS-Angestellten und nicht die des Autofahrers.»

«Espresso» konfrontiert die BLS mit den neuen Erkenntnissen von Bahn-Experte Ruedi Beutler. Die BLS bleibt jedoch dabei, sie habe keine Fehler gemacht.

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