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Groupe Mutuel bietet kaum Kinderärzte im Sparmodell
Aus Espresso vom 14.11.2016. Bild: key
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Versicherungen Groupe Mutuel bietet kaum Kinderärzte im Hausarztmodell

Die Krankenkasse Groupe Mutuel bietet in der Grundversicherung ein Hausärzte-Modell an, bei dem die Versicherten ihren Hausarzt aus einer Liste auswählen. Allerdings findet sich auf der Liste kaum ein Kinderarzt. Das ärgert zahlreiche Eltern, denn die müssen für ihre Kinder höhere Prämien bezahlen.

Eine fünfköpfige Familie aus dem Kanton Zug ist mit ihren drei Kindern seit zehn Jahren bei der Groupe Mutuel versichert. Sie haben das Hausarzt-Modell mit Namen «Basic Plus» der Groupe Mutuel abgeschlossen. In diesem Modell müssen die Versicherten aus einer Liste der Groupe Mutuel einen Hausarzt auswählen und diesen bei gesundheitlichen Problemen immer zuerst aufsuchen. Bei Kindern konnte der Kinderarzt in diesem Modell bisher frei gewählt werden.

Kürzlich bekam die Mutter einen Brief, bei den Kindern sei noch kein Hausarzt erfasst, sie solle doch einen aus der Liste auswählen. Das hätte die Mutter auch gern gemacht. Doch: «Auf der Liste ist im ganzen Kanton Zug kein einziger Kinderarzt aufgeführt.»

Das gleiche erlebte ein Familienvater aus Solothurn. Er und seine Frau sind im Januar Eltern geworden und haben das Kind bereits vor der Geburt bei der Groupe Mutuel im «Basic Plus»-Modell versichert. Auch sie bekamen vor ein paar Tagen einen Brief, sie sollen doch bitte für das Jahr 2017 einen Hausarzt fürs Baby auswählen.

Als er in der beigelegten Liste einen Kinderarzt sucht, findet er keinen einzigen Kinderarzt, der in Solothurn tätig ist.

Kaum Kinderärzte auf der Groupe Mutuel-Ärzteliste

Der Vater ärgert sich: «Dieses Versicherungsmodell ist eine Mogelpackung. Es geht doch nicht, Kinder zu versichern und dann keine Kinderärzte auf der Liste zu führen. So muss ich im Prinzip zuerst zum Hausarzt und der überweist mich dann an den Kinderarzt. Das kostet dann aber doppelt so viel. Das kann doch nicht sein.»

Als er sich bei der Groupe Mutuel beschwert, heisst es, er könne ja ins teurere Standartmodell wechseln. Genau gleich erging es der Mutter aus Zug: «Ich dachte an einen Fehler und meldete mich beim Kundendienst. Dort hiess es nur, ich müsse einen Arzt aus der Liste auswählen oder ein anderes, teureres Modell wählen.»

Das Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 hat die Hausärzte-Liste der Groupe Mutuel genauer angeschaut. Das Modell «Basic Plus» wird in 17 Kantonen angeboten. In 6 Kantonen hat es aber keinen einzigen Kinderarzt auf der Groupe Mutuel-Liste: In den Kantonen Graubünden, Zug, Schwyz, Uri, Appenzell Inner- und Ausserrhoden.

Dabei hat allein die Stadt Chur laut Telefonbuch beispielsweise 17 Kinderärzte. Auch in der Stadt Solothurn gibt es 7 Kinderärzte. Keiner davon taucht auf der Hausarztliste der Groupe Mutuel auf.

Versicherungsbedingungen werden umgesetzt

Der Mediensprecher der Groupe Mutuel, Christian Feldhausen, bestätigt, dass es bei den Basic Plus-Versicherten 2017 zu Veränderungen komme. Bisher hätten Kinder im Hausarztmodell Basic Plus von einem frei wählbaren Kinderarzt behandelt werden können. «Ab 2017 müssen auch die Kinder einen erstbehandelnden Hausarzt aus unserer Liste angeben, wie es in den Versicherungsbedingungen verlangt wird.»

In den Kantonen, wo es keinen Kinderarzt auf der Liste habe, müssten die Kinder ins teurere Modell Prima Care wechseln oder immer zuerst zu einem Hausarzt von der Basic Plus-Liste gehen, der sie dann an einen Kinderarzt überweist. «Wir bedauern die Umtriebe unserer BasicPlus-Versicherten.»

Beide Familien ärgern sich über das kundenunfreundliche neue System der Groupe Mutuel. «Ich bin seit Jahren bei unserem Kinderarzt, noch nie gab es Probleme mit der Krankenkasse. Jetzt soll ich plötzlich mit den Kindern zuerst zum Hausarzt und der soll mich dann an den Kinderarzt überweisen? Das kann ja nicht sein», ärgert sich die Mutter aus dem Kanton Zug. Auch der Familienvater kann nur den Kopf schütteln über die Groupe Mutuel: «Ich suche für meine Familie eine kundenfreundlichere Krankenkasse.»

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