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Sommerserie 2018 Hochwasserschutz: Die Wogen haben sich geglättet

Früher sperrte man Flüsse in Kanäle. Moderner Hochwasserschutz gibt dem Wasser wieder Platz.

Die Menschen in der Linthebene zwischen dem Walensee bei Weesen und dem oberen Zürichsee bei Schmerikon leben seit jeher mit der Naturgewalt Wasser. Letztmals 2005, besonders auch 1999, und zuvor 1953 und 1910 trat das Wasser über die Ufer des Linthkanals und versetzte die Bewohner in Angst und Schrecken.

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Von engen Kanälen zu weiten Auenlandschaften
aus Espresso vom 13.07.2018. Bild: Linthwerke
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Die Dammbruchgefahr führte zu Katastrophenalarm und Evakuierungen. Schon mancher Bauarbeiter und Bauer versetzte in grosser Not tonnenschwere Steine und stapelte Sandsäcke.

Dabei gilt die Linthkorrektur des Zürcher Staatsmanns und Naturwissenschaftlers Hans Konrad Escher als Pioniertat des Wasserbaus. Das Umleiten der Glarner Linth in den Walensee und die Flussbegradigung zwischen Weesen und Schmerikon machten erst eine Melioration möglich, die das Sumpfgebiet in wertvollen Landwirtschaftsboden verwandelte.

Zankapfel «Flussaufweitung»

Seit den frühen 1990er-Jahren verlangt das Schweizer Wasserbaugesetz, dass Hochwasserschutzprojekte die Anliegen der Natur berücksichtigen. Einerseits wuchs die Erkenntnis, dass es sicherer ist, wenn sich das Wasser bei Bedarf ausbreiten kann. Andererseits gelten renaturierte Flüsse als wichtige Naherholungsgebiete für Mensch und Tier.

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Doch der zusätzliche Landbedarf für Flussaufweitungen treibt die Bauern auf die Barrikaden. Sie sehen nicht ein, weshalb mühsam errungenes, wertvolles Agrarland nun plötzlich für Auenwäldchen, Kiessandbänke und kleine Inseln geopfert werden muss.

Gegen das 127-Millionen-Projekt an der Linth erhob sich aber auch Widerstand von Denkmalschützern, die Escher von der Linths Erbe in Gefahr sahen. Zu guter Letzt stellten sich auch die Naturschützer quer. Aus ganz anderen Beweggründen allerdings: Ihnen gingen die ökologischen Massnahmen zu wenig weit.

Neue Konflikte

Es brauchte viel Überzeugungsarbeit, einige Bundesgerichtsurteile, acht Jahre Planungs- und fünf Jahre Bauzeit bis Linthingenieur Markus Jud das Projekt Linth 2000 im Jahr 2013 als gebaut melden konnte. Wie erwartet wurde aus der Flussaufweitung «Hänggelgiessen» ein natürliches Bijou, welches von der Tierwelt genauso in Beschlag genommen wird wie von begeisterten Freizeitsportlern. Das führt zu einem Nutzungskonflikt, den die Behörden noch nicht gelöst haben.

Die Stimmung habe sich beruhigt in der Linthebene, sagt Linthingenieur Jud. Die Auswirkungen der sanierten Dämme und der beiden realisierten Aufweitungen werden nun geprüft. Der Stresstest bleibt abzuwarten: Bislang gab es kein Hochwasser.

Sendung zum Artikel

Der Beitrag «Wasserbau als Hochwasserschutz» erscheint am 13.7.18 um 08:12 Uhr auf Radio SRF 1 im Rahmen der Sommerserie «Espresso H2Ohhh!».

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