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Prämierte Weine Medaillenflut im Weingestell

Weinprämierungen können beim Weinkauf Orientierung bieten. Wenn es bloss nicht so viele davon gäbe!

November und Dezember gehören zu den umsatzstärksten Monaten im Weingeschäft. Beim riesigen Angebot ist es schwierig, den passenden Wein zu finden. Weinprämierungen können hier Orientierung bieten. Beeinflussen solche Auszeichnungen die Weinkäuferinnen und Käufer?

Probe aufs Exempel

Die «Kassensturz»-Partnersendung «A Bon Entendeur» von RTS macht das Experiment auf einer belebten Einkaufsstrasse in Vevey. Moderator Francois Egger tischt zehn Weissweine auf, auf jeder dritten Flasche klebt eine Auszeichnung. Werden diese prämierten Flaschen von den Passantinnen und Passanten bevorzugt?

Ein Weinliebhaber greift ohne Zögern zur Flasche mit Auszeichnung: «Ich kaufe nur Weine mit Medaillen. Ist doch gut, wenn jemand für mich die Weine bereits probiert hat.» Andere Personen sind kritischer: «Medaillen sind mir zu wenig objektiv. Man weiss nicht, was dahinter steckt.»

Experten sind skeptisch

Mitten im Weinbaugebiet Lavaux am Genfersee spricht Moderator Francois Egger mit zwei Weinexperten über die Flut an Auszeichnungen. Winzer Maxime Dizerenes produziert jährlich 500'000 Flaschen Wein. Seine Meinung ist klar: «Ich persönlich, bin nicht für Medaillen. Sie sorgen immer wieder für Diskussionen. Diese Prämierungen sind oft auch Glücksache. Je mehr Muster die Produzenten einschicken, desto höher sind die Gewinnchancen.»

Thomas Bravo-Maza vom französischen Gastro-Magazine «Marianne» warnt: «Vor allem ausserhalb Europas werden viel zu viele Weine prämiert. Manchmal erhalten 60 Prozent der Weine eine Auszeichnung. Solche Medaillen sind nutzlos.»

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Jeder dritte Wein wird prämiert

Die «Expovina Wine Trophy» ist eine populäre Schweizer Weinprämierung. 2022 wurden rund 1300 in- und ausländische Weine bewertet. Bedenklich: Jeder dritte Wein erhielt eine Gold- oder Silbermedaille.

Problematisch ist auch die finanzielle Abhängigkeit der Bewerter von der Weinbranche. Sie finanziert die Prämierung. Weil: Nur wer zahlt, wird auch beurteilt. Positiv: eine fünfköpfige Jury degustiert jeden Wein «blind». Sie weiss also nicht, welche Weine sie degustiert und was diese kosten. Das garantiert eine unvoreingenommene Bewertung.

Aus dem Archiv:

Kassensturz, 29.11.22, 21:05 Uhr

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