So süss Schokolade schmeckt: Die Produktion von Kakao hat auch eine bittere Seite. Für Kakao-Plantagen werden enorme Regenwald-Flächen abgeholzt. Eine Schokolade ohne Kakao wäre ökologisch gesehen eine willkommene Alternative. Tatsächlich tüfteln verschiedene Unternehmen genau daran.
Schweizer Innovation: Kakao-Zellen aus dem Labor
In der Schweiz zum Beispiel das Unternehmen Food Brewer im Zürcherischen Horgen. Es kreiert im Labor mit Hightech echte Kakao-Zellen. In speziellen Brau-Tanks vermehrt das Unternehmen natürliche Kakao-Zellen, wie Mathilde Dupin von Food Brewer erklärt: «Wir nehmen natürliche Kakaobohnen und wählen daraus das beste Gewebe aus. Dieses lassen wir zu Gewebe-Klumpen wachsen. Daraus produzieren wir dann in speziellen Tanks die Biomasse.»
Ist diese fertig, werden die Zellen «geerntet». Am Ende des Prozesses steht ein fermentiertes, geröstetes Kakaopulver. Laut Food Brewer könne die Anlage 50'000-mal mehr Kakao produzieren als eine herkömmliche Kakao-Plantage auf der gleichen Fläche. «Unser Produktions-Zyklus ist schneller als die Natur. Wir müssen nicht über Jahre Kakao-Bäume aufziehen. Und wir haben einen Produktions-Zyklus von einigen Tagen statt von Monaten und Jahren, mit einer oder zwei Ernten pro Jahr.» Bis zum nächsten Jahr will das Unternehmen sein alternatives Kakaopulver auf den Markt bringen.
Fermentierte Gerste und Ackerbohnen
Einen anderen Ansatz verfolgt das Londoner Start-up Win-Win. Es ersetzt Kakao durch eine Mischung aus Samen, Gewürzen und Gemüse. Nach über 1100 Rezeptur-Versuchen gelang der Firma der Durchbruch mit fermentierter Gerste, die das Kakao-Aroma verblüffend ähnlich nachahmt. Geschäftsführerin Ahrum Pak: «Die Schokolade hat den Glanz und das Knacken echter Schokolade und ist vielseitig einsetzbar, etwa für Kekse, Donuts oder Brownies.»
Auch das Londoner Unternehmen Nukoko arbeitet an einer Kakao-Alternative, basierend auf Ackerbohnen. Laut Gründer Kit Tomlinson ist diese durch ihren hohen Polyphenol-Gehalt und ihren nussigen Geschmack als Kakao-Ersatz besonders geeignet.
Die Ackerbohne wird dabei ähnlich behandelt wie die klassische Kakaobohne, erklärt Tomlin: «Zunächst werden die Bedingungen im Inneren der Kakao-Schote simuliert. Dann fermentieren wir die Bohne, rösten und mahlen sie zu Pulver, das man wie Kakaopulver verwenden kann.» Nukoko plant, seine Schokolade ohne Kakao bis zum Sommer auf den Markt zu bringen. Die Zukunft der Schokolade könnte also durchaus ohne Kakao auskommen. Ob dann auch das Problem der ungesunden Kalorien gelöst ist, ist eine andere Frage.