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Katzenfutter-Test: Schimmelpilz und Acrylamid im Fressnapf
Aus Kassensturz vom 18.09.2018.
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Haus, Garten & Tiere Katzenfutter im Test: Zu viele unerwünschte Stoffe im Napf

Das Labor wurde bei vielen Produkten fündig: Erhöhte Acrylamidwerte und zu viele Schimmelpilzgifte. Sieben von fünfzehn getesteten Katzentrockenfutter sind deshalb ungenügend.

Katzentrockenfutter sollte nicht nur viel möglichst viel Fleisch enthalten, sondern auch möglichst frei sein von gesundheitsgefährdenden Stoffen wie Acrylamid oder Schimmelpilzgiften, sogenannten Mykotoxinen. Das Fazit des Tests ist jedoch ernüchternd.

Die Westschweizer Konsumentenorganisation «FRC» hat 15 vielverkaufte Allgemeintrockenfutter für ausgewachsene Katzen im Labor Scitec in Lausanne testen lassen. Im Fokus: Der Salzanteil sowie folgende unerwünschte Stoffe: Schimmelpilzgifte und Acrylamid. Beides muss nicht deklariert werden.

Testtabelle

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Hier geht's zu den detaillierten Testresultaten.

Erhöhte Acrylamidwerte

Für Acrylamid im Katzenfutter gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte. «FRC» nimmt deshalb den EU-Richtwert von 300 Mikrogramm/Kilo Frühstücksflocken für Menschenals als Massstab. 11 der 15 Katzentrockenfutter im Test übersteigen diesen Wert. 3 Produkte emthalten sogar mehr als 1000 Mikrogramm/Kilogramm Futter, die Werte sind damit deutlich erhöht. In diesen Dosen machten die gefundenen Giftstoffe die Katzen noch nicht akut krank, sagt Tierernährungswissenschaftler Sven Dänicke vom deutschen Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Aber er hält fest: «Wenn sich bestätigt, dass es vermehrt zu solch hohen Werten kommt, dann muss der Herstellerstellungsprozess überprüft werden.»

Trockenfutter für Katzen bestehen in der Regel aus tierischem Eiweiss, Fett und Vitaminen. Zugesetzte Kohlenhydrate wie Mais oder Reis sorgen dafür, dass das Trockenfutter auch schön hart wird. Der Zusatz von Getreide kann zu Problemen führen:

  • Denn Acrylamid bildet sich, wenn Stärke – also Mais oder Getreide – bei der Produktion zu stark, zu lange oder zu feucht erhitzt wird.
  • Schimmelpilzgifte, sogenannte Mykotoxine, können verschiedene Ursachen haben: schlechtes Rohprodukt, Probleme bei der Herstellung oder Lagerung.

Schlechter Mais im Futter

Auch unerwünschte Mykotoxine hat das Labor zahlreiche gefunden. Zum Teil in einer bestimmten Kombination, so dass Tierernährungswissenschaftler Sven Dänicke zum Schluss kommt, dass wahrscheinlich schlechter Rohstoff verwendet worden sei: «Wenn gleichzeitig Deoxynivalénol, Zearaleone und Fuminisine vorkommen, dann kann das meines Erachtens nur vom Mais kommen. Mais, der sehr hoch kontaminiert war.»

Erhöhte Werte auch bei teureren Produkten

Das Coop-Trockenfutter Qualité & Prix Cat Menu-Mix Geflügel erreicht nur 18 von 100 möglichen Punkten. Scitec-Laborleiter Davide Staedler: «Dieses Produkt hat am meisten Mykotoxine aller Proben im Test, zudem hat es auch einen sehr hohen Acrylamidwert.» Coop schreibt «Kassensturz», das Produkt entspreche den gesetzlichen Anforderungen. Man werde die Testergebnisse aber in internen Untersuchungen berücksichtigen.

Nur einen Punkt mehr erreichte Classic Lachs von Josera. Abzüge gab es vor allem wegen erhöhter Mykotoxinwerte. Die Herstellerin Josera schreibt, diese Werte lägen weit unter den EU-Richtwerten für Futtermittel, zudem sei in eigenen Tests derselben Charge kein Acrylamid nachgewiesen worden.

Gleiches Gesamtresultat für Pro Plan Adult Optirenal von Purina. Es wurden deutlich erhöhte Acrylamid-Dosen gefunden. Herstellerin Nestlé hält fest: Andere spezialisierte Labors hätten in eigenen Untersuchungen sehr viel tiefere Acrylamid-Gehalte festgestellt.

Zu viel Schimmelpilzgift kann Leberschäden verursachen

Zu viel von gewissem Schimmelpilzgift könnte bei gesunden Tieren zu Leberschäden führen, so Tierfutterexperte Sven Dänicke. Auch eine Acrylamid-Vergiftung sei gefährlich, das zeigten Tierversuche. Es beginne mit neurologischen Ausfällen: «Wenn Katzen Acrylamid in höheren Dosen aufnehmen, dann kann das zu einer Lähmung der Hinterhand, der Hintergliedmassen führen, sodass die Katze unfähig wird, sich vorwärts zu bewegen.»

Solch hohe krankmachenden Dosen Acrylamid finden sich nicht im getesteten Trockenfutter. Dennoch ist Acrylamid in Katzenfutter unerwünscht. Bei zu viel Salz im Futter müssten vor allem nierenkranke Katzen aufpassen, so Ernährungswissenschaftler Dänicke. So oder so ist wichtig beim Füttern mit Trockenfutter: Auf hohen Fleischanteil achten, nicht nur Trockenfutter füttern und die Katze viel trinken lassen.

Alle Tests

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Unter den EU-Richtwerten

Folgende vier Produkte haben im «FRC»-Test ungenügend abgeschnitten – teils wegen hoher Acrylamidwerte, gefundener Mykotoxine oder wegen zu viel Salz: Alternative von Almo Nature, Adult von Natural Trainer, Knusper-Croquant von Excelcat und Purina One.

Almo Nature schreibt «Kassensturz», dass die gefundenen Mykotoxinwerte unter den EU-Richtwerten liegen. Die Acrylamidwerte würden genauer überprüft.

Excelcat-Herstellerin Mars schreibt zu den Mykotoxinen: «Der in Excelcat gefundene Wert liegt nur knapp über der Nachweisgrenze.» Und: Die internen Tests zum Acrylamidgehalt hätten signifikante Abweichungen zum «FRC»-Ergebnis ergeben.

Im Mittelfeld, zum Teil mit erhöhten Werten, aber in der «FRC»-Bewertung insgesamt «genügend»: die fünf Allgemeintrockenfutter von Whiskas, Coshida, M-Budget, Purina Felix und Royal Canin, mit 14.95 Franken pro Kilo das teuerste Produkt im Test.

Selbst die Besten sind nur genügend

Auch die Besten sind insgesamt nur genügend. Auf dem dritten Platz landet Topix von Aldi, mit 1.20 Franken pro Kilo eines der günstigsten Trockenfutter im Test. Das zweitplatzierte Naturally von Iams hat bei den Mykotoxinen sehr gut abgeschnitten. Am wenigsten unerwünschte Stoffe hat Testsieger Hill’s Adult Optimal Care. Dazu Davide Staedler von Scitec: «Dieses Produkt hat ungefähr vier Mal weniger Acrylamid als das schlechteste im Test.»

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