Mit einem sogenannten «Gesundheitskissen» kam Erika Schuler kürzlich nach Hause. Sie ärgert sich über die Firma, die ihr das Kissen verkauft hat: die Jedi GmbH. Denn die Firma lockte Schuler mit einer Gewinnmitteilung, sie habe 3000 Franken in bar gewonnen. Tatsächlich hatte Erika Schuler an einem Rätselwettbewerb teilgenommen. Der Hauptpreis werde ihr mit einem Glas Sekt und einem Blumenstrauss überreicht. «3000 Franken, wer nimmt das nicht gerne», sagt die Gewinnerin – doch Erika Schuler bekommt das Geld nicht.
Hinters Licht geführt
Schamlose Gewinnversprechen, um überteuerte Produkte zu verkaufen – das ist die neueste Masche der Werbefahrt-Firma Jedi GmbH. Erstmals packt ein Branchen-Insider aus. Aus Furcht vor Racheaktionen will er anonym bleiben: «Die Leute hoffen, dass sie die 3000 Franken gewinnen. Das ist natürlich unmöglich, man führt sie hinters Licht. Niemand bekommt den Gewinn. Es gibt unseriöse Anbieter in der Branche, die schnell sehr viel Geld verdienen.»
Für ein Nahrungsergänzungsmittel hat Rosa Birkenmeyer aus Altdorf im Kanton Uri eine horrende Summe bezahlt. Birkenmeyer liess sich zwei Schachteln des Mittels von der Jedi GmbH aufschwatzen. Den versprochenen Gewinn hat auch sie nicht bekommen.
Stattdessen bezahlte sie 2800 Franken für ein angebliches Wundermittel gegen Herzinfarkt und Diabetes, denn der Mann von Rosa Birkenmeyer ist zuckerkrank. Das Ehepaar glaubte dem Verkäufer. Doch das Mittel half nicht, im Gegenteil, es schadete Arthur Birkenmeyer. Seine Frau regt sich auf: «Das ist eine grosse Gemeinheit, den Leuten das Geld so aus der Tasche ziehen. Das ist Gaunerei, sonst gar nichts.»
«Massiv überteuert»
Robert Koller zahlte für dieselben Fläschchen 2000 Franken. Ihn köderte die Jedi GmbH mit einem angeblich gesundheitsfördernden Fussbad. «Kassensturz» deckte letztes Jahr auf: Es produziert nur Rostwasser. Rentner Koller hat Strafanzeige gegen die Jedi GmbH eingereicht. Wie andere unzufriedene Kunden will er von der Firma sein Geld zurück.
Der Insider sagt, die von der Firma verkauften Produkte seien massiv überteuert. Das Nahrungsergänzungsmittel habe einen Einkaufswert von umgerechnet rund 70 Franken pro Pack, verkauft werde es für 1400 Franken. Und das Kissen koste im Einkauf rund 5 Euro, werde aber für rund 90 Franken verkauft.
Dokumente, die «Kassensturz» zugespielt wurden, zeigen es schwarz auf weiss: Der Hersteller, die Firma Güldenmoor, verlangt auf einer Rechnung rund 70 Franken für das Nahrungsergänzungsmittel mit Q10.
Einkaufspreis geleugnet
«Kassensturz» fährt nach Deutschland. Das Ziel ist Volkertshausen nahe der Schweizer Grenze. Dorthin bringt die Jedi GmbH ihre Kunden aus der Schweiz. In einem Gasthaus findet die Verkaufsveranstaltung der Jedi GmbH statt. «Kassensturz» möchte mit dem Geschäftsführer reden. Dieser lehnt es ab, vor der Kamera Stellung zu nehmen.
Bepackt mit geschenkten oder gekauften Waren kommen die Kunden aus dem Gasthaus. Viele sind zufrieden. Mehrere Kunden haben die teuren Nahrungsergänzungsmittel gekauft – für 1400 Franken. Als «Kassensturz» eine Kundin mit dem Einkaufspreis von 70 Franken konfrontiert, fühlt diese sich betrogen.
Firmenadresse ungültig
Jetzt zeigt sich der Jedi-Geschäftsführer doch noch vor der Kamera. Er ist verärgert und leugnet, dass der Einkaufspreis nur 70 Franken beträgt. Die Birkenmeyers bleiben auf den überteuerten Präparaten sitzen. Pech auch für andere Geprellte: Die Jedi GmbH ist abgetaucht, die bisherige Geschäftsadresse in der Schweiz nicht mehr gültig.