«So geht man nicht mit seinen Kundinnen und Kunden um»: Dies die einhellige Meinung jener Nutzerinnen und Nutzer, die sich bei der Redaktion von «Kassensturz» und «Espresso» über «betreut.ch» beklagt haben.
Eine Nutzerin suchte und fand binnen eines Monats einen Babysitter. In der Annahme, die Mitgliedschaft laufe automatisch aus, wenn sie diese nicht erneuere, dachte sie nicht mehr an das Portal. Ihr Abo wurde darauf automatisch um mehrere Monate verlängert. Erst nach mehrmaligem Nachhaken sei es ihr gelungen, es zu stoppen, sagt die Frau. Noch mühsamer wurde es für einen Mann, der einen Nachhilfelehrer für seine Söhne brauchte. Wie von "betreut.ch" empfohlen, bezahlte er eine Jahresmitgliedschaft für 219 Franken. Auch er fand jemanden und vergass «betreut.ch». Das kam ihn teuer zu stehen, denn die Jahresmitgliedschaft erneuerte sich ohne dass er es bemerkte gleich dreifach und am Ende schneite ihm auch noch ein Brief einer Inkasso-Firma ins Haus.
Hinweise versteckt
Informationen darüber, dass es sich bei den Mitgliedschaften eigentlich um Abonnements handelt, die sich automatisch entsprechend verlängern, findet der Nutzer erst bei genauem Hinsehen. Dass man die Mitgliedschaft innert einer gewissen Frist kündigen muss, steht kleingedruckt in den AGB, den Allgemeinen Geschäftsbedingungen .Für Gabriela Baumgartner, Rechtsexpertin von «Espresso» sind diese Methoden «nicht sauber». Fehle ein klarer Hinweis auf automatische Aboverlängerungen, könne ein Kunde die Rechnung bestreiten, so Baumgartner. Das Gleiche gelte für Inkasso-Drohungen.
Auf Anfrage doch noch Kulanz
«Betreut.ch» ist der Schweizer Ableger von «care.com», ein international tätiges Netz von solchen Betreuungsangeboten. In dessen europäischem Hauptsitz in Berlin kann man die Kritik nicht nachvollziehen: Man sei der Ansicht, dass auf «betreut.ch» ausreichend auf die Geschäftsbedingungen hingewiesen werde, heisst es. Und: Wenn jemand tatsächlich unwissentlich den Dienst genutzt habe, handle man «kulant, was Erstattungen betrifft». Jene verärgerten Kunden, die sich bei «Espresso» gemeldet haben, haben von dieser Kulanz nichts gemerkt.