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Konsum Cablecom: Der Kabelriese knebelt seine Kunden

Immer mehr Haushalte stellen auf digitalen TV-Empfang um. Dazu braucht es eine Set-Top-Box. Viele könnten auch ohne das teure Zusatzgerät digital fernsehen. Doch Cablecom verhindert dies. Jetzt regt sich Widerstand gegen das Diktat.

Die Set-Top-Box ist schon fast zu einem Reizwort geworden: Teure Miete, komplizierte Bedienung, unverschämte Stromfresser. Aber wer in digitalem Format Fernsehschauen will, kommt nicht darum herum. Was viele nicht wissen: Moderne TV-Geräte brauchen keine Set-Top-Box. Doch Cablecom zwingt ihre Kunden, teure Geräte zu mieten.

Service – keine Verhinderung

Das ärgert Cablecom-Kunde Patrick Züger. Er will nicht gezwungen sein, ein Gerät zu kaufen, dass es nicht braucht: «Ich erwarte von meinen Kabelanbieter einen Service und keine Verhinderung. Zuerst wurden Programme aus dem analogen Netz gekippt und von Seiten der Cablecom empfohlen, man solle auf digital umschalten. Jetzt wären die technischen Möglichkeiten da, aber man muss den mühsamen Weg über eine Set-Top-Box gehen.»

Dennoch haben bereits 400'000 Kabelnetzkunden auf digitales Fernsehen umgestellt – es werden immer mehr. Digitales Fernsehen verspricht mehr Programme, schärfere Bilder und Sportanlässe im sogenannten HD-Format. Die Fernsehzukunft ist digital, sagen Experten.

Umständliche Bedienung

Stecker, Kabel, Fernsehschauen – so sind wir es uns gewohnt. Anders beim digitalen Fernsehen: Es braucht einen speziellen Empfänger, der die Signale in Bilder und Töne umwandelt. Was viele nicht wissen: Dieser Empfänger, ein sogenannter DVB-C-Empfänger, kann schon im Fernseher integriert sein.

Doch Kabelnetzbetreiber wie die Cablecom wollen das nicht: Sie verschlüsseln die Programme, machen sie unleserlich für die Empfänger. Ihre Absicht: Der Kunde muss die Cablecom-Box mieten oder kaufen. Er hat keine Wahl, Cablecom zwingt ihm ihre Box auf.

Für Ingenieur Urs Gygax nicht nachvollziehbar: Er hat einen neuen Fernseher mit integriertem DVB-C Empfänger. Trotzdem muss er für 15 Franken pro Monat eine Set-Top-Box mieten, die ihn technisch nicht zufrieden stellt. «Sie ist umständlich zu bedienen und schlecht zu montieren. Sie wird auch sehr heiss und hat einen hohen Stromverbrauch», bemängelt Gygax.

Der Ingenieur hat nachgemessen. Der Fernseher braucht im Standby nur 0,3 Watt, seine Cablecom-Set-Top-Box dagegen über 16 Watt – im Standby!

Verschlüsselung verbieten

Gegen die Grundverschlüsselung regt sich nun Widerstand – auch bei Politikern. Ständerätin Simonetta Sommaruga (SP/BE) will die Verschlüsselung der Grundprogramme verbieten. Einzig Zusatzdienste und Pay-TV dürften noch verschlüsselt werden. Der Ständerat hat ihre Motion angenommen, der Nationalrat wird sich bald damit befassen.

Ausserdem hat die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) letzte Woche eine Online-Petition lanciert. Sie verlangt die freie Wahl beim Empfang von Digital-TV. In den ersten Tagen haben laut SKS bereits 6000 Leute unterschrieben.

Die Cablecom nütze ein Quasi-Monopol aus, kritisiert die Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz: «Es gibt heute verschiedene Set-Top-Boxen und es ist nicht an der Cablecom uns Konsumenten vorzuschreiben, welche wir brauchen. Das können Kunden besser entscheiden.» Aber vor allem bei Kunden, die gar keine Set-Top-Box mehr brauchen, weil sie modernes TV-Gerät haben, sei der Zwang «völlig absurd».

Es geht auch anders

Cablecom entgegnet: Die Grundverschlüsselung sei notwendig. Sonst käme es zu einem Durcheinander und zu Kundenreklamationen. Doch Tatsache ist: Andere Kabelnetzbetreiber lassen ihren Kunden die freie Wahl. Beispiel Gemeinde Pratteln (BL). Dort fängt der lokale Kabelnetzbetreiber, die GGA Pratteln, Hunderte von Sendern via Satellit ein und stellt diese via Kabelnetz rund 80'000 Haushalten zur Verfügung.

11.80 Franken zahlen die Kunden pro Monat. Sie erhalten 55 analoge und 120 digitale und 3 HD-Programme – unverschlüsselt. Für Arnold Flückiger, technischer Berater der GGA ist Verschlüsselung ein Hindernis: «Ich sehe keine Vorteile für die Konsumenten. Wir leiten die Signale in bester unkomprimierter Qualität weiter. Wir lassen unseren Kunden die freie Wahl.»

Auch im Ausland ist die Verschlüsselung umstritten. Beispiel Deutschland: Das Kabelnetz Baden-Württemberg mit 2,3 Millionen Kunden bietet 120 Programme unverschlüsselt an. Andere deutsche Kabelnetze lassen zumindest die vielen öffentlichen Sender unverschlüsselt.

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