Katja Benkmann will sich einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher machen. Dazu macht sie sich eine Thermoskanne heissen Tee. Was dann passiert, ist alles andere als gemütlich.
Brühend heisses Wasser über die Füsse
Auf dem Weg ins Wohnzimmer verliert die Kanne plötzlich den Boden. Der Glas-Isolierbehälter fällt raus und zersplittert. Knapp 2 Liter Heisswasser spritzen ihr über die Füsse. «Ich habe regelrecht geheult vor Schmerzen. Sie waren so stark, dass ich nicht mehr stehen konnte.» Später diagnostizieren die Ärzte Verbrennungen zweiten und dritten Grades.
Wochenlang auf Hilfe angewiesen
Wegen der Schmerzen kann die kaufmännische Angestellte während Wochen nicht richtig gehen. Putzen, kochen und einkaufen müssen andere für sie erledigen. Als sie nach vier Wochen wieder arbeiten kann, ist sie auf einen Fahrdienst angewiesen.
Coop reagiert nicht auf Warnung
Die Thermoskanne «Pronto 1.9 Liter» der Marke «Emsa» hatte Benkmann bei Coop gekauft und zum ersten Mal benutzt. Sie hatte sogar den Boden der Kanne geprüft, so wie es in der Bedienungsanleitung steht. «Es schien alles in Ordnung. Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte.» Sie meldet den Vorfall Coop per eingeschriebenem Brief – auch um vor der gefährlichen Kanne zu warnen. «Coop hat sich aber nie bei mir gemeldet, das hat mich sehr enttäuscht.»
Haftpflichtversicherung: «Da kann man nichts machen»
Stattdessen meldet sich die Mobiliar bei ihr, die Haftpflichtversicherung von Coop. Diese lässt die Kanne beim Hersteller «Emsa» in Deutschland prüfen. Der Prüfbericht ist für Katja Benkmann der reine Hohn: «Der Bericht sagt, mit der Kanne sei alles in Ordnung. Im Endeffekt sagen sie nichts anderes, als dass ich selber schuld bin.» Benkmanns haken nochmals bei der Versicherung nach. «Die zuständige Sachbearbeiterin sagt aber nur, man könne leider nichts machen.»
BfU: Kanne ist zu gefährlich für Verkauf
Erst als «Kassensturz» sich einschaltet sieht die Sache plötzlich ganz anders aus. «Kassensturz» lässt die Kanne bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU überprüfen. Experte Robert Nyffenegger kann den Befund des Herstellers nicht nachvollziehen. Der Verschluss des Bodens sei nicht sicher. «Die Kanne ist zu gefährlich und darf so nicht verkauft werden.» Die BfU hat ein offizielles Kontrollverfahren eröffnet und will die Kanne aus dem Verkehr ziehen.
Coop reagiert nun doch
Coop ist der Vorfall unangenehm: «Das Ganze ist tatsächlich nicht gut gelaufen und wir bedauern den Schaden von Frau Benkmann», sagt Coop-Sprecher Urs Meier in der Sendung «Kassensturz». Man habe aufgrund interner Kommunikationsprobleme nicht reagiert. «Der Brief von Frau Benkmann ist direkt zur Versicherung gegangen und wurde dort sehr technisch abgehandelt.» Wäre die Meldung zum Kundendienst gelangt, hätte man Frau Benkmann ganz anders betreut, versichert Meier.
Kunden können Thermoskanne zurück geben
Die Kommunikationspanne sei auch der Grund, warum Coop die Kanne nicht selber auf ihre Sicherheit geprüft habe. Das wurde inzwischen nachgeholt. «Wir haben die Kanne aus dem Sortiment genommen. Die wird auch nicht mehr so zurückkommen», so Meier. Kunden können die «Emsa Pronto 1.9 Liter» in jeder Verkaufsstelle zurückgeben und erhalten den Kaufpreis zurück.
Versicherung zahlt doch noch
Nach der Anfrage von «Kassensturz» hat auch die Mobiliar umgedacht. Sie hat den Fall nochmals angeschaut und Katja Benkmann für die Umstände und den erlittenen Schaden 3500 Franken bezahlt – aus Kulanz, wie sie gegenüber Katja Benkmann betont.
Hersteller bessert bei Sicherheit nach
Der Hersteller der Thermoskanne, die deutsche Firma Emsa, schreibt, dass dies der erste ihm bekannte Schadensfall dieser Art mit der Kanne sei. Man habe inzwischen den Verkauf der Kannen gestoppt. Ausserdem werde der Boden ab sofort fest mit dem Kannenkörper fixiert. Lagerbestände würden entsprechend nachgearbeitet. Somit könne man ausschliessen, dass zukünftig ein Glaskolben aus dem Kannenkörper herausfallen könne.