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Konsum Die Masche mit der teuren Revision

Uhrenhersteller benützen kleine Reparaturen, um ihren Kunden teure Revisionen aufzudrängen. «Kassensturz» berichtete darüber. Hunderte von Zuschauerreaktionen belegen nun: Diese Masche hat System.

Obwohl lediglich der Armbandverschluss der Breitling-Uhr kaputt war, offerierte der Hersteller die Reparatur zusammen mit einer teuren Generalrevision. Nach dem «Kassensturz»-Bericht über diesen Ärger haben sich viele Zuschauer mit ähnlichen Erfahrungen gemeldet.

Batteriewechsel nur mit Revision

Zum Beispiel Christof Oppliger: Als bei seiner Rado-Uhr vor etwa sechs Jahren ein Batteriewechsel nötig wurde, brachte er sie zu seinem Uhrenhändler, einem Rado-Vertreter. Dort hiess es, die Uhr müsse für eine Revision an den Hersteller geschickt werden. Kosten: 400 bis 600 Franken. Christof Oppliger war damit nicht einverstanden und fand ein anderes Uhrengeschäft, welches ihm die Batterie für 20 Franken wechselte. «Die Uhr läuft seitdem immer noch tiptop!»

Teure Revision statt kleine Reparatur

Bei der Breitling-Uhr von Roland Nyffenegger fiel vor einiger Zeit der Sekundenzeiger ab. Sein Breitling-Vertreter schickte die Uhr dem Hersteller. Breitling wollte die Reparatur jedoch nur zusammen mit einer Revision ausführen. «Breitling hat ausdrücklich gesagt, die Reparatur sei nur mit einer Gesamtrevision möglich.» Nyffenegger biss in den sauren Apfel und bezahlte rund 750 Franken. «Mich stört, dass ich nicht auswählen kann, ob ich eine Revision für meine Uhr will oder nur den Zeiger repariert haben möchte!» Er wäre mit einer einfachen Reparatur ohne jegliche Garantie zufrieden gewesen.

Viele Marken machen es ähnlich

Die vielen Zuschauer-Meldungen zeigen: Viele Marken bieten Batteriewechsel oder Reparaturen oft nur zusammen mit einer Revision an. Mehrfach genannt werden unter anderen Tissot, Omega, IWC, Raymond, Weil und Rolex. Ausserdem machen viele Uhrenbesitzer die gleiche Erfahrung: Ihr Uhrengeschäft oder der Uhrmacher können oft auch kleinere Reparaturen nicht selber ausführen.

Uhrmacher bekommen Ersatzteile nicht

«Das hat meistens einen einfachen Grund», sagt Uhrmacher Peter Kämpfer aus Wallisellen: «Als gelernter Uhrmacher könnte ich eigentlich alle Uhren reparieren, aber von diversen Uhrenfirmen bekommen wir die Ersatzteile nicht.» So sei er gezwungen, defekte Modelle an den Hersteller zu schicken. «Und dann entstehen relativ hohe Reparaturkosten, die ich selber nicht verrechnen müsste.»

Zugeknöpfte Branche

Keiner der angefragten Uhren-Hersteller wollte sich einem «Kassensturz»-Streitgespräch zu diesem Thema stellen. Breitling schreibt lediglich: «Wir sind stolz, unseren Kunden in diesem Bereich mit unserem kompetenten Kundendienst und spezialisierten Uhrmachern einen weltweit anerkannten, qualitativ hochwertigen Service bieten zu können.» IWC teilt mit, dass man im Bereich After-Sales-Service um exzellente Qualität bemüht sei und dass sich unzufriedene Kunden gerne direkt mit IWC in Verbindung setzen könnten.

Kunde kann die Offerte ja ablehnen

Die Swatch-Group, die grösste Schweizer Uhrenherstellerin (Tissot, Rado, Omega u.a.) schreibt, dass vermeintlich einfache Reparaturen oft eben doch nicht so einfach seien. «Um zu wissen, was es braucht, damit eine Uhr wieder läuft, ist immer eine Analyse des Ist-Zustandes nötig. Auf dieser Basis wird ein Kostenvoranschlag erstellt, den der Kunde annehmen oder ablehnen kann. Auf allen ausgeführten Arbeiten hat der Kunde anschliessend wieder ein Jahr Garantie.» Dass der Kunde auf seiner kaputten Uhr sitzen bleibt, wenn er die teure Offerte nicht akzeptieren will, ist dann wohl sein Problem.

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