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Konsum Dorfmetzg-Skandal: Braucht es wieder separate Pferdemetzgereien?

Ein Metzger verkauft mariniertes Pferdefleisch als teures Rindfleisch. «Kassensturz» hat darüber berichtet. Früher wäre das kaum passiert, denn Rossmetzgereien warten strikt von den übrigen getrennt. Macht das heute wieder Sinn? «Espresso» fragt beim Schweizer Fleischfachverband nach.

Dieser Bericht sorgte für Empörung: «Kassensturz» kauft bei einem Metzger wiederholt mariniertes Rindfleisch ein und liess es im Labor testen. Und siehe da: Was die Metzgerei als teures Rindfleisch anbot, war in Tat und Wahrheit zu 100 Prozent Pferdefleisch.

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Früher wäre ein solcher Bschiss kaum möglich gewesen. Gemäss Eva van Beek vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV gab es bis 1995 eine strikte Trennung zwischen Rossfleisch- und anderen Metzgereien. Dies, weil die Versuchung gross war, das preiswerte Pferdefleisch als Rindfleisch zu verkaufen.

Müsste diese Regelung wieder eingeführt werden? «Espresso» hat mit dem Direktor des Schweizerischen Fleischfachverbandes Ruedi Hadorn gesprochen:

Herr Hadorn, warum gibt es keine getrennten Metzgereien mehr für Pferdefleisch und anderes Fleisch?

Ruedi Hadorn: Das hängt damit zusammen, dass Pferdefleisch lange als Fleisch des armen Mannes galt. Pferdemetzgereien waren daher oft nicht im Zentrum der Städte angesiedelt. In der Zwischenzeit hat sich aber gezeigt, dass es in Sachen Hygiene keine Unterschiede zum übrigen Fleisch gibt, und auch was die Qualität betrifft, gibt es keinen Anlass, Pferdemetzgereien von übrigen Metzgereien zu trennen.

Ein Grund wäre allerdings, dass das Missbrauchspotenzial kleiner würde.

Hadorn: Ich glaube nicht, dass man dieses Problem mit getrennten Metzgereien lösen kann. Wenn jemand Missbrauch betreiben will, wird er immer einen Weg finden. Das Problem bei einer solchen Massnahme ist, dass die vielen Metzgereien, die ihre Arbeit gut machen, damit bestraft würden. Ausserdem könnte man diesen Gedanken ja für alle Tierarten weiterziehen. Und eine solche Umsetzung wäre völlig unrealistisch.

Muss der Konsument denn nun befürchten, dass beim Fleisch nicht drin ist, was er eigentlich gekauft hat?

Hadorn: Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund zur Befürchtung. Die Behörden führen regelmässig Kontrollen durch. Der von Ihnen geschilderte Fall ist aus unserer Sicht verwerflich und eine klare Konsumententäuschung. In jeder Branche gibt es schwarze Schafe und da muss man ganz klar dagegen halten und – wenn die Sachlage klar ist – entsprechende Strafen aussprechen.

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