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Konsum Erdbeergenuss gefährdet Naturschutzgebiet

Sie sind überall im Angebot: Erdbeeren aus Südspanien – zu Tiefstpreisen. Doch der Genuss geht auf Kosten der Umwelt. Die Region ist wasserarm und Produzenten zapfen illegal Wasserquellen an. Das gefährdet ein wichtiges Naturschutzgebiet. Nun versprechen Schweizer Detailhändler erste Massnahmen.

Schweizer Erdbeeren haben erst zu Blühen begonnen. «Die ersten Schweizer Erdbeeren erwarten wir auch in diesem Jahr um Mitte Mai», sagt Stefan Britschgi, Erdbeer- und Gemüseproduzent. Doch in den Läden findet man Erdbeeren bereits seit Anfang Jahr – und zwar zu Tiefstpreisen. Grossverteiler verkaufen das Schälchen Erdbeeren für weniger als zwei Franken.

10 Tonnen Importe pro Tag

Täglich transportieren LKWs rund zehn Tonnen Erdbeeren in die Schweiz. Und es werden von Jahr zu Jahr mehr. Die meisten Erdbeeren stammen aus der Provinz Huelva in Südspanien.

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Kilometerlange Plastiktunnel prägen hier die Landschaft. Auf einer Fläche von rund 11'000 Fussballfeldern werden Erdbeeren angebaut. Spanien ist der grösste Erdbeerproduzent Europas. In einer Region mit sehr wenig Niederschlag.

150 Liter Wasser für eine Schale Erdbeere

Migros und Coop sind wichtige Abnehmer. Coop bezieht auch Bio-Erdbeeren aus dieser Region. Einer Region, die kaum Niederschläge hat. Und das ist das grosse Problem. Denn Erdbeere brauchen viel Wasser: «Die Produktion einer Schale Erdbeeren – also 500 Gramm – braucht bis zu 150 Liter Wasser. Das ist eine volle Badewanne», sagt Felix Gnehm, Wasserexperte vom WWF Schweiz, im «Kassensturz».

Der hohe Wasserverbrauch müsse per se kein Problem sein, wenn es aus einer wasserreichen Zone stammt wie die Schweiz. «Aber in Südspanien sind  die Wasserressourcen bereits übernutzt. Jetzt muss man handeln», fordert der WWF-Experte.

1000 illegale Brunnen

Die Folgen für die Natur sind verheerend: ausgetrocknete Böden, leere Flussbette. Wasser ist Mangelware. Die Produzenten schrecken nicht davor zurück, Wasser illegal zu beschaffen. Rund 1000 illegal gebaute Wasserquellen gibt es in der Region. 

Illegale Wasserquellen, zum Profit der Landwirtschaft. Der Grundwasserspiegel sinkt. Doch noch schlimmer: Die Entwässerung gefährdet auch ein wichtiges Naturschutzgebiet. Coto de Doñana, Unesco-Weltnaturerbe, Winterquartier vieler Zugvögel und ein riesiges Sumpfgebiet.

Erdbeere gefährdet Naturschutzgebiet

«Die Gefahr besteht nun, dass dem Sumpfgebiet zu viel Wasser entzogen wird. Dieses Naturschutzgebiet ist ein wichtiger Standort für die Zugvögel. Wenn sie hier ankommen, benötigen sie genügend Wasser, um zu leben», erklärt Felipe Fuentelsaz vom WWF Spanien. Die Wasserknappheit in Südspanien ist schon lange bekannt. Dennoch kümmerten sich die Detailhändler in der Schweiz kaum um das Problem.

Erste Massnahmen von Migros und Coop

Migros unternimmt jetzt einen ersten Schritt. «Wir haben erkannt, dass Wasser ein grosses Thema ist und wir gehen dies nun auch aktiv an», sagt Martina Bosshard von der Migros. Alle  Produzenten müssten in einem Fragebogen angeben, wie sie produzieren, wie hoch der Wasserverbrauch ist und natürlich auch, ob sie die Rechte für das Wasser haben. Allenfalls seien externe Kontrollen vorgesehen.

Grossverteiler Coop hat für ihre Produzenten gemeinsam mit dem WWF Spanien Kriterien aufgestellt. Mit diesen Kriterien würde Coop ihre Produzenten durch unabhängige Kontrolleure überprüfen lassen, sagt Christian Guggisberg, Leiter Beschaffung Food von Coop. «Nach diesem Kriterienkatalog werden die Produzenten nun kontrolliert und zertifiziert. Fünf von acht Produzenten sind bereits zertifiziert.» Bis Mitte 2013 will Coop nur  noch zertifizierte Lieferanten.

Kein Wasserproblem haben in der Regel Schweizer Erdbeerproduzenten. Stefan Britschgi hat zwar zur Sicherheit eine Bewässerungsanlage für seine Pflanzen. Benutzt hat er sie aber in den letzten 10 Jahren nur einmal.

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