Hörgeräte sind heute eigentliche Mini-Computer: Sie lassen sich via Bluetooth zum Beispiel mit dem Fernseher oder der Stereo-Anlage verbinden. Das ist praktisch, braucht aber enorm viel Strom. Entsprechend gross ist der Batterien-Verschleiss solcher Geräte. Diese Batterien gehen ins Geld: «Kassensturz» hat in einem Vergleich riesige Preisunterschiede ermittelt sowohl innerhalb der Schweiz als auch im Vergleich zum Ausland. Ausserdem ist der Batterie-Wechsel vor allem für ältere Menschen, die unter Umständen auch nicht mehr gut sehen, schwierig.
Abhilfe schaffen Akku-Hörgeräte. Der mühsame Wechsel fällt weg, ebenso das Kaufen von Nachschub. Bei Pro Audito Schweiz, der Organisation, die sich hierzulande für Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung einsetzt, sind die Anforderungen an ein Akku-Gerät klar. An erster Stelle steht die Zuverlässigkeit. «Sie wollen nicht mitten in einem Gespräch nichts mehr hören», sagt Claudia Bisagno von Pro Audito. Ausserdem müsse der Verbrauch auch in anspruchsvollen Hörsituationen gewährleistet sein.
Bis zu 18 Stunden Akku-Laufzeit: «Ein Kunststück»
Beim Appenzeller Batterie-Hersteller Wyon weiss man um diese Anforderungen. Seit mehr als zwei Jahren entwickeln die Experten dort einen Hörgeräte-Akku. Geschäftsführer Paul J. Wyser sagt zum Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1: «Zusammen mit den Hörgeräte-Herstellern müssen wir den Energieverbrauch so abstimmen, dass eine Laufzeit von 17 bis 18 Stunden erreicht wird – und zwar während drei bis fünf Jahren. Es ist ein Kunststück, auf so kleinem Raum so viel Energie zu speichern.»
Und was ist, wenn der Akku am Ende seiner Lebensdauer angekommen ist? Selber auswechseln, könne man ihn nicht, sagt Paul J. Wyser. Und zwar bewusst: «Laut den Hörgeräte-Herstellern betreffen rund die Hälfte der Reklamationen verschmutzte oder verbogene Batterie-Kontakte. Das will man bei Akku-Geräten vermeiden.»
Drahtlos aufladen
Die Hörgeräte, welche dereinst mit einem Akku von Wyon ausgestattet werden, sollen ganz ohne Kabel aufgeladen werden können – mit sogenannt induktiver Ladung. «Sie legen das Hörgerät am Abend in eine kleine Schachtel und am Morgen ist es aufgeladen», erklärt Paul J. Wyser. Heute funktionieren zum Beispiel einige Smartwatches oder auch elektronische Zahnbürsten mit dieser Technik.
Günstiger wird es nicht
Der «Super-Akku», der bis zu 18 Stunden halten soll und ohne Kabel geladen werden kann, dürfte die Hörgeräte deutlich verteuern. Wegfallen würde dafür der Batterie-Kauf und der umständliche Batterie-Wechsel. Unter dem Strich, so die Absicht des Akku-Herstellers Wyon, soll es für den Hörgeräte-Nutzer aber nicht teurer werden. Ob dem so ist, wird sich frühestens im Herbst 2017 zeigen, wenn die ersten Hörgeräte mit solchen Akkus auf den Markt kommen sollen.
Die Organisation Pro Audito verfolgt die Entwicklung gespannt. Und man kann sich dort auch vorstellen, dass die Versicherungen ihre Beiträge an Hörhilfen für leistungsstärkere Akku-Geräte anpassen würden. «Da müssten Gespräche geführt werden», sagt Claudia Bisagno. «Aber wenn es sich um eine gute Lösung handelt, bin ich da zuversichtlich.»