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Konsum In Afrika blüht der unfaire Rosen-Handel

Viele lassen am Muttertag Blumen sprechen statt Worte. Die zart duftendenden Pflanzen können Vieles mitteilen, jedoch nicht, wie sie produziert wurden. Dies zu wissen wäre jedoch wichtig, um auch mit gutem Gewissen Rosen zu schenken. Der «Kassensturz» zeigt die hässlichen Seiten der Rosen.

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In der Blumenbörse Wangen bei Dübendorf decken sich Floristen aus der ganzen Schweiz mit frischen Rosen ein. Jetzt vor Muttertag sind vor allem Rosen gefragt. Woher diese Rosen kommen, wer sie produziert hat und unter welchen Bedingungen sie angebaut wurden, sieht man ihnen nicht an.

Mehr als die Hälfte der Rosen werden importiert, vor allem aus Südamerika und Afrika. In Kenia, 90 Kilometer nordwestlich von Nairobi, sind am Naivasha-See sind Innert 10 Jahren mehr 60 als Rosenfarmen entstanden. Mit verheerenden Folgen: Der Spiegel des Sees sinkt, das Wasser ist verschmutzt, zum Trinken nicht mehr geeignet.

Die meisten Konsumenten in der Schweiz wissen nicht, unter welchen Bedingungen die Rosen angebaut werden: Internationale Agrokonzerne wie Karuturi produzieren Rosen zu Tiefstpreisen. Makellose Rosen brauchen massenweise Pestizide. Die Produktion verschlingt viel Wasser. 

Ein Reporter des Norddeutschen Rundfunks dokumentierte die Kehrseite des Geschäfts mit den Rosen. Er sprach mit Mitarbeitern der Karuturi-Farm. Sie berichten von gesundheitlichen Problemen durch Pestizide und schlechten Löhnen. Normalerweise bekommt der Arbeiter einen Lohn zwischen 22 und 32 Euro pro Monat. Damit kann keine Familie überleben. Auch die Gewerkschaften können wenig gegen die schlechten Bedingungen tun. Kenia hat eine hohe Arbeitslosenquote.

Der kenianische Gewerkschafter, Peter Otieno, berichtet: «Die Leute sind gezwungen auf den Farmen zu arbeiten, es gibt keine Alternative. Nur auf den Farmen gibt es Arbeit und Geld, um zu überleben. Die Farmen können machen was sie wollen, wenn sie einen Arbeiter rauswerfen, dann stehen die nächsten zehn vor der Türe.»

Für Hungerlöhne riskieren Arbeiter ihre Gesundheit. Der NDR-Film deckt die unzumutbaren Bedingungen auf: Sperrzeiten werden nicht eingehalten. Arbeiter in Schutzanzügen spritzen giftige Pestizide, während Arbeiterinnen in der Nähe ungeschützt Rosen ernten. Das verstösst gegen alle Regeln.

In Amsterdam interessiert nur die schöne Seite der Rosen

Dies interessiert nur wenige am grössten Umschlagplatz für Blumen weltweit in Amsterdam. Ein grosser Teil der Kenia-Rosen kommt über Amsterdam nach Europa. Die Rosen aus Kenia verlassen die Börse dann als holländische Rosen. Die Spuren der Herkunft verlieren sich.

An der Zürcher Blumenbörse jedoch setzt Geschäftsführer Beat Thomann auf Schweizer Rosen und auf Rosen aus fairer Produktion. Aber er importiert auch Blumen von Holländischen Lieferanten. Er kann nicht ausschliessen, dass über diesen Weg auch Rosen problematischer Herkunft  zum ihm gelangen.

«Wir arbeiten seit Jahren mit den gleichen, nach unserer Beurteilung verlässlichen  Partnern aus Holland zusammen. Das ist Vertrauenssache. Eine 100-prozentige Garantie kann ich nicht geben, aber eine hohe»,    sagt Thomann.

Max Havelaar produziert fair auch in Kenia

Doch auch in Kenia, am Naivasha-See, gibt es Alternativen: Blumen aus Fairtrade-Farmen. Nur der kleinere Teil der Rosenfarmen in Kenia sind Fairtrade zertifiziert. Die Panda Flowers Farm ist schon lange dabei. Sie hat sich verpflichtet, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren und Massnahmen im Gewässerschutz umzusetzen.

Auf der Farm arbeiten rund 1000 Mitarbeiter, vor allem Frauen. Mit der Zertifizierung ist garantiert, dass sie existenzsichernde Saläre bekommen. Und dank der Rosen erhalten sie eine Fairtrade-Prämie: Zehn Prozent vom Einkaufspreis des Grosshändlers fliessen an die Angestellten zurück.

Vor 10 Jahren hat Max Havelaar Fairtrade-Rosen ins Leben gerufen. Die Rosen kommen direkt in die Schweiz. Bei der Firma Agrotropic werden sie umgepackt für den Verkauf bei den Grossverteilern wie beispielsweise Migros oder Coop. Pro Woche liefert Agrotropic mehr als eine halbe Million Rosen.

Bei Fairtrade Rosen ist die Rückverfolgbarkeit gewährleistet. Jede Einzelrose hat einen Kleber mit einer Nummer drauf. Konsumenten können diese eingeben auf der Homepage von Max Havelaar  sehen, woher die Rose kommt.

Floristenverband kontrolliert nicht

Das ist nicht bei allen Blumen so. Auch nicht im Fachhandel. Hervé Aubert, Präsident des Schweizerischen Floristenverbands spielt das Problem mit den Kenia-Rosen herunter. Ausserdem: Die Floristen seien das letzte Glied in der Kette.

«Der Verband hat keine Möglichkeit Kontrollen durchzuführen. In dieser Frage können wir keine Stellung nehmen. Zudem sind Rosen aus Kenia für Floristen nicht attraktiv, sagt erklärt Aubert.

Angesichts der schönen Rosen verdrängen Kunden und Floristen gerne die Realität.

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