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Konsum Inkasso-Firma bedrängt Unbescholtene

Eine dreiste Masche: Das Inkasso-Büro Inkassolution versucht angeblich offene Rechnungen für Zeitschriften-Abos einzutreiben. Die Abonnemente liegen drei Jahre zurück und die Rechnungen sind meist längst bezahlt – oder frei erfunden.

Karl Strübi öffnet den Umschlag und traut seinen Augen nicht. Vom Inkassobüro Inkassolution bekommt er eine Betreibungsankündigung für eine angeblich offene Rechnung eines Zeitschriften-Abos. Dieses Abo hat er aber vor über zwei Jahren pünktlich bezahlt.

Das müsse ein Missverständnis sein, denkt er, und ruft bei der Firma an. Was dann folgt, kann er kaum glauben. Die Dame am Telefon sagt ihm voller Ernst: «Weil Sie sich gemeldet haben, können wir ihnen mit dem Preis noch etwas entgegenkommen.»

Strübi traut seinen Ohren nicht. «Die müssen mir doch nicht entgegenkommen für etwas, das ich denen gar nicht schulde!»

Forum

Kein Einzelfall

Karl Strübi ist nicht alleine. In den letzten Wochen haben zahlreiche Zuschauer sich bei Kassensturz über das Geschäftsgebaren der Inkassolution beklagt. Unter ihnen auch Angela Huwyler.

Ihr drohte die Firma ebenfalls mit der Beitreibung, wenn sie nicht sofort die Rechnung über 274 Franken für ein Abo der Zeitschrift «Vogue» bezahle. Der Witz: Angela Huwyler hatte nie ein Abonnement dieser Zeitschrift. Auch Huwyler glaubt an einen Irrtum und ruft Inkassolution an.

Und auch bei Ihr klingt die Antwort der Firma wie ein schlechter Scherz. Es gäbe eine Tonaufnahme auf der zu Hören sei, wie sie dem Abo zustimme. «Das kann nicht sein. Ich habe in den letzten Jahren keine solchen Verkaufsanrufe erhalten», sagt Huwyler.

Als sie die Tonbandaufnahme hören wollte, sagt die Dame am Telefon, das sei nur vor Gericht möglich. Eine Ausrede, denn der Gläubiger – die Inkassolution – muss in diesem Fall die Beweise für die Forderung erbringen. Und nicht etwa Angela Huwyler oder Karl Strübi.

Service:

Pleiten und zwielichtige Geschäfte

Die Informationen zu den Betreibungs-Androhungen kaufte die Inkassolution aus der Konkursmasse der deutschen Hanse Medienservice GmbH. Bis zu ihrem Konkurs verkaufte diese Firma auch in der Schweiz tüchtig Probeabos diverser Zeitschriften.

Doch schon diese Geschäfte waren undurchsichtig. «Kassensturz» berichtete schon 2012 über ungerechtfertigte Rechnungen, Mahnungen und Betreibungen für Abos, die gar nie abgeschlossen wurden.

Kein Wunder also, dass auch die Betreibungs-Androhungen von Inkassolution höchst umstritten sind. Das scheint auch der Geschäftsführer von Inkassolution, Milan Milic, zu wissen.

«Wenn sich jemand wehrt, dann lassen wir von der Forderung ab», sagt er. Denn ihm sei bekannt, dass in der Buchhaltung der Hanse Medienservice nicht alles zum Besten stand.

Die neuen Firmen

Die beiden Geschäftsführer der mittlerweile liquidierten Hanse Medienservice GmbH gehen nun in der Schweiz auf Kundenfang. Gökhan und Zafer Yildirim betreiben die VDM Handels GmbH.

Zu ihr gehört auch die Swiss Travel Point und Swiss Point Sales. Erstere bietet Reisegutscheine feil, und die Swiss Point Sales soll weiterhin im Geschäft mit Zeitungsabos tätig sein.

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