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Konsum Jetzt soll's Papa Staat wieder richten

Viele Milchprodukte kosten immer weniger. Möglich macht dies die Liberalisierung des Milchmarktes. Milchmenge und -preis unterstehen dem Wettbewerb. Viele Bauern nutzen neue Chancen. Doch ein Teil will zurück zur Planwirtschaft. «Kassensturz» berichtet über die Folgen für Konsumenten.

Jetzt soll's Papa Staat wieder richten

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Die Zeiten haben sich geändert für Milchbauern wie Martin Haab aus Mettmenstetten (ZH). Die Bauern dürfen seit dem letzten Jahr so viel melken, wie sie wollen. Das System der staatlichen Milchkontingentierung wurde 2009 abgeschafft. Für Martin Haab funktioniert das neue Marktmodell indes nicht: «Die Milchpreise sind auf ein Niveau gefallen, die tödlich sind für manchen Betrieb. Der Bauer verdient so wenig, dass er sich kaum einen Lohn auszahlen kann.» Tatsächlich ist der Preis, den die Bauern für ihre Milch erhalten, gesunken: Mit der schrittweisen Öffnung des Milchmarktes von über 70 Rappen das Kilo im Jahr 2006 auf heute knapp 60 Rappen.

Vorstoss zum Rückschritt

Viele Bauern wollen deshalb zurück zu einer Art Milchkontingentierung. Damit die Preise wieder steigen, müsse die Milchmenge sinken, fordert Martin Haab. «Es bleibt nichts anderes, als dass wir wieder ein Mengenmanagement haben, um die Produktion dem Absatz anpassen zu können.» Den Milchfluss wollen Bauern mit Hilfe des Staats drosseln. Früher hatte jeder Bauer ein fixes Milchkontingent, die vom Bund zugeteilte Milchmenge.

Ladenpreise gesunken

Vier grosse Milchverarbeiter dominieren den Schweizer Markt. Die Cremo in Freiburg ist der zweitgrösste. Jedes Jahr verarbeitet der Betrieb 450 Millionen Kilo Milch. Die Verarbeiter hätten zu viel Marktmacht und würden die Preise diktieren, kritisieren Bauern. Nur die Verarbeiter würden von den tiefen Milchpreisen profitieren.

«Alles für die Katz»

Marktorientierte Milchbauern wie Roland Werner in Wäldi (TG) wollen nicht zurück zur Planwirtschaft. Die Kontingentierung habe innovative Bauern gebremst. Roland Werner hat die neue Freiheit genutzt. Gemeinsam mit anderen Thurgauer Bauern verkauft er nun auch Milchprodukte ins Ausland. Er hat seinen Betrieb auf den Markt ausgerichtet. «Wir haben einen Milchpreis von zirka 60 Rappen. Wir verdienen immer noch Geld.» Denn er hat sich angepasst: «Wir mussten die Kosten in den Griff bekommen. Wir haben die Menge ausgedehnt bei gleichem Personaleinsatz.» Werner verkauft heute ein Viertel mehr Milch als vor der Abschaffung der Kontingente.

Der Ausstieg aus der Kontingentierung steht schon sein Jahren fest. Werner kritisiert: Neue Kontingente würden jene Bauern bestrafen, die wegen des freien Markts Geld investiert haben und nun erfolgreich sind. «Sie können nicht Signale aussenden und dann richtet sich ein Teil der Branche danach aus und kaum haben sie sich ausgerichtet, sagt man: April April, es ist wieder das alte System. Es war alles für die Katz.» Zurück zur Planwirtschaft oder auf den Markt setzen? Die Schweizer Milchbauern sind in Aufruhr.

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