Die Migros verkauft wieder ungarisches Kaninchenfleisch des grössten Schweizer Produzenten. Pro Jahr importiert der Grossverteiler rund 450 Tonnen Kaninchenfleisch aus Ungarn. Es ist deutlich günstiger als Schweizer Kaninchenfleisch. 2008 hatte Migros die Lieferungen unterbrochen. Der Grund: «Kassensturz» deckte auf, wie die Kaninchen in Mastbetrieben des Lieferanten in viel zu engen Käfigen gehalten wurden. Die Folgen: Aggressionen, Selbstverstümmelungen, Bisswunden und kranke Tiere.
Millionen für neue Ställe
Jetzt hat «Kassensturz» zusammen mit der Nutztierschutzorganisation Kagfreiland unangemeldet Mastbetriebe besucht. Der Schweizer Produzent hat in den letzten Jahren über zwei Millionen Franken in neue Ställe investiert. Die Käfige erfüllen das Minimum des Schweizer Tierschutzgesetzes. Sie sind grösser, rund zweieinhalb Mal so gross wie die in der EU üblichen Käfige. Nadja Brodmann, Zoologin bei Kagfreiland, entdeckt Nachteile: «Der Platz ist relativ begrenzt. Also schnelle Verfolgungsjagden und längere Bewegungsabläufe sind schwer möglich. Es hat kein Einstreu zum Graben und Scharren.»
80 Prozent aus Käfighaltung
Doch längst nicht alle Käfige bei der Schweizer Firma erfüllen die Richtlinien des Schweizer Tierschutzgesetzes. Mehr als 80 Prozent der Kaninchen für die Migros kommen immer noch aus den alten Ställen mit enger Käfighaltung. Künftig will die Migros nur noch Kaninchenfleisch verkaufen, welches dem Schweizer Tierschutzgesetz entspricht. Man arbeite deshalb eng mit dem Lieferanten zusammen. Die Umstellung benötige jedoch Zeit. Die Migros schreibt «Kassensturz»: «Läuft alles nach Plan, wird die Migros Anfang 2014 ausschliesslich Kaninchenfleisch aus Ungarn importieren, das nach Schweizer Tierschutzgesetz produziert wird.»
Eingepfercht in der Zucht
«Kassensturz» und Kagfreiland besuchen einen weiteren Stall in Ungarn. Die Firma Tetrabbit beliefert den Fleischverarbeiter Bell, eine Coop-Tochter. Die Mastkaninchen haben viel Platz zum Hoppeln und können sich an verschiedene Orte zurückziehen. Erste tierfreundliche Schritte bei den Mastkaninchen für den Schweizer Export sind also gemacht. Nach wie vor ungelöst hingegen ist beim Bell-Lieferanten das Problem bei der Zucht: Die Mutterkaninchen sind ihr ganzes Leben in engen Käfigen eingepfercht. Doch Tetrabbit ist daran, auch in der Zucht eine tierfreundlichere Haltung einzuführen. Das Bell-Kaninchenfleisch aus Ungarn geht in die Industrie und den Gastrokanal. Coop verkauft nur Schweizer Kaninchenfleisch.