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Konsum Kritik an Branchenverein «für nachhaltigen Kakao»

Die Organisation Public Eye sieht den neuen Verein als PR-Instrument der umstrittenen Branche.

Noch immer arbeiten in Westafrika schätzungsweise zwei Millionen Kinder in der Kakaoproduktion. Dies vor allem aus dem Grund, weil die Kakaobauern weit unter der Armutsgrenze leben, weil sie für ihren Rohstoff zu wenig Geld erhalten.

Mehr als 40 Akteure der Schweizer Kakaobranche haben sich diese Woche deshalb zum «Verein Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao» zusammengeschlossen. Mit dabei sind unter anderem Hersteller, Importeure und Detailhändler aber auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) sowie verschiedene Non-Profit-Organisationen.

Hinter dem sperrigen Vereinsnamen verbirgt sich das Ziel, dass der Kakao, der in die Schweiz importiert wird, künftig «sozial, ökologisch wie auch wirtschaftlich verträglich» angebaut werden soll. Konkret sollen bis in sieben Jahren 80 Prozent der in die Schweiz importierten kakaohaltigen Produkte aus «nachhaltigem» Anbau stammen.

Kritik: wenig Konkretes

Doch der neue Verein erntet Kritik. Der Nichtregierungsorganistation Public Eye, vormals Erklärung von Bern, fehlen konkrete Ziele: «Wenn man nachhaltig sein will, muss man das definieren.» Man müsse zum Beispiel sagen: Keine Kinderarbeit und kein Kakao aus abgeholztem Schutzgebiet. «Doch solche konkreten Zusagen sehen wir zu wenig», bemängelt Silvie Lang von Public Eye.

Dringend sprechen müsse man beispielsweise über den Kakaopreis, den die Multis den afrikanischen Bauern zahlen. Um die Kakaobauern nur ansatzweise aus der Armut zu holen, müssten diese drei bis vier Mal mehr Geld für ihren Rohstoff erhalten. Doch der Kakaopreis sei in der Branche ein Tabu, sagt Silvie Lang.

Public Eye ist ausgestiegen

Eigentlich hätte Public Eye Teil des neuen Vereins für nachhaltigen Kakao sein sollen. Anfang 2017 sei man aber ausgestiegen. Die Befürchtung der Nichtregierungsorganisation war, dass der Verein vor allem ein PR-Instrument der Branche sei.

Sicher nicht, kontert Christine Müller, Geschäftsführerin des Vereins. Sie gibt aber zu, dass sich der Verein erst in der Gründungsphase befinde und deshalb erst definieren müsse, was nachhaltig genau bedeute. Es seien jedoch bereits vier Arbeitsgruppen daran, mögliche Projekte anzudenken. Auch der Kakaopreis sei dabei Thema. Doch dieser sei nur ein Teil des Lösungsansatzes. Man wolle auch über bessere Ausbildung und Diversifizierung der Bauern in Afrika sprechen.

Genau solche Massnahmen habe man in den letzten Jahren bereits ausprobiert – ohne grossen Erfolg, kontert Public Eye. Ob der Nachgeschmack im Jahr 2025 bei der Schokolade weniger bitter sein wird – Silvie Lang von Public Eye bleibt skeptisch.

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