Reisen, wohin man will. Für nicht viel mehr als 400 Franken. Das verspricht die Firma «Swiss Travel Point» ihren Kunden. Bald ist klar: Da ist etwas faul. Doch die Verkäufer sind geschickt. Sie erklären am Telefon zum Beispiel, das Angebot sei nur an diesem Tag gültig.
Der Angerufene soll sich sofort entscheiden. Mit dieser Masche sollte auch «Espresso»-Hörerin Christina Settelen ein dubioses Booklet mit Reisegutscheinen verkauft werden. «Als ich ablehnte, hat der Mann am Telefon einfach aufgehängt», erzählt Christina Settelen.
Ein wenig freundlicher, aber nicht weniger dreist, ist der Anruf, den Markus Muff von «Swiss Travel Point» erhalten hat. Ihm wollte die Firma im Sommer des letzten Jahres fragwürdige Reisegutscheine verkaufen. «Ich habe der Dame am Telefon gesagt, sie könne mir das Angebot zur Ansicht nach Hause schicken.»
Markus Muff ist von den Reisegutscheinen wenig angetan: «Kein einziger Preis war darin ersichtlich. Es stand nur, dass ich 1000 Franken und mehr sparen könne.» Er legte das Angebot beiseite.
Wenige Wochen danach lag die erste Mahnung im Briefkasten. Ohne dass Markus Muff jemals eine Rechnung gesehen hat. Er schickte Swiss Travel Point die Angebote zurück, verreiste für sechs Wochen und hoffte auf Ruhe.
Alte Bekannte
Hinter Swiss Travel Point steckt die VDM Handels GmbH. Sie gehört den Gebrüder Yildirim. Gökhan und Zafer Yildirim machten schon öfters mit fragwürdigen Geschäften auf sich aufmerksam.
Mit ihrer letzten Firma, der Hanse Medienservice AG, haben die beiden in ähnlicher Manier Zeitschriften-Abos verkauft. Nun sind es also Reiseangebote. Und die Verkaufsmethoden bewegen sich rechtlich in einem Graubereich.
Doch liesse sich ein potenzieller Kunde erst auf einen Verkäufer am Telefon ein, sei es im Nachhinein schwierig zu beweisen, dass dieses Geschäft nicht rechtsgültig war.
Der Dozent für Konsumentenrecht Ueli Grüter rät deshalb bei Telefongeschäften grundsätzlich zur Skepsis: «Nur wenn einen die Sache wirklich interessiert, sollte man überhaupt auf den Anruf eingehen.» Dann müsse man sich genau vergewissern, um welchen Gegenstand es sich handelt und was der Preis dafür ist.
Betreibungsandrohung statt Ruhe
Als Markus Muff aus den Ferien heimkehrte, liegen bereits mehrere Betreibungsandrohungen eines Inkassobüros im Briefkasten. Daraufhin reklamierte Muff bei Swiss Travel Point. Dort blieb man stur und beharrte auf den 299 Franken.
Markus Muff zahlte, damit er die leidige Geschichte abschliessen kann. Erst als «Espresso» interveniert, reagiert die Firma und bezahlt Markus Muff das Geld zurück. Fragen zu den halblegalen Geschäftsmethoden wollte die Firma keine beantworten.
Auf ihrer Webseite wirbt die Swiss Travel Point auch mit einer Rubrik «Kundenstimmen». Recherchen von «Espresso» zeigen: Die Bilder der angeblich zufriedenen Kunden von Swiss Travel Point stammen von einer Bildagentur. Die zufriedenen Kunden sind also frei erfunden