Schwindler gibt es in jeder Branche. Besonders wohl scheinen sie sich aber in der Welt der Toner zu fühlen: Auf der Redaktion von «Kassensturz/Espresso» sind innerhalb von zwei Jahren Meldungen zu über 20 fragwürdigen Verkäufern von Ersatzkartuschen eingegangen. Die einen Firmen sind noch aktiv, die anderen mittlerweile gelöscht. Auffällig dabei: Sie sind praktisch alle im Baselbiet und im Kanton Zug ansässig und es tauchen teilweise immer wieder dieselben Geschäftsführer-Namen auf.
300'000 Franken ergaunert
Die Abzocke läuft immer gleich: Einmal senden sie ungefragt Toner an Kleinbetriebe, ein ander Mal wird gar nur die Rechnung geschickt, ohne je Ware geliefert zu haben. Oft rufen die Toner-Firmen vorher an und erkundigen sich bei den Kleinunternehmen nach den vorhandenen Druckertypen und den zuständigen Personen. Diese Informationen werden dann feinsäuberlich auf der Rechnung aufgeführt und vermitteln eine gewisse Glaubwürdigkeit.
Und damit lässt sich gut Geld verdienen. Ein Beispiel: «Espresso» warnte bereits vor eineinhalb Jahren vor der Firma Office & Service. Letzte Woche wurde nun bekannt: Der Geschäftsführer und seine zwei Komplizen brachten weit über 100 Gewerbler dazu, solche Rechnungen zu bezahlen und ergaunerten so 300'000 Franken.
Fantasievolle Verkaufsargumente
Interne Dokumente von solchen ominösen Toner-Firmen, die der Redaktion zugespielt wurden, zeigen ausserdem: Einige Firmen betreiben auch einen gewieften Telefonverkauf. Sie behaupten, man habe noch eine Gutschrift offen und solle doch von einer speziellen Aktion profitieren. Gesprächsleitfäden für die Verkaufsmitarbeiter machen deutlich: Da wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Zum Beispiel werden die Verkäufer angewiesen, aktuelle Unwetter zum Thema zu machen. Die Lagerräume seien überschwemmt und müssten geräumt werden. Bis zu 50 Prozent Rabatt würden winken.
Wie Recherchen zeigen, werden dann billige Toner-Kopien geliefert, die auch den Aktionspreis bei weitem nicht wert sind.
Bio-Toner ohne Etikette
Vielfach fehlt bei solchen Tonern die Etikettierung. Aber auch da sollen die Verkäufer am Telefon jegliche Bedenken bereits im Vornherein ausschliessen. In einem entsprechenden Gesprächsleitfaden heisst es, es handle sich um sehr umweltfreundlichen Bio-Toner, und deshalb habe man auf die Etikettierung verzichtet. «Us dem Grund nid verschrecke, wenn die Toner biz andersch usgsehnd.»
Auch hier zeigt eine Statistik, die uns zugespielt wurde: In einem Monat kann eine Firma so locker fast 100'000 Franken umsetzen.
Musterbrief
Deshalb: Vorsicht, wenn Ihnen am Telefon besonders günstige Toner angeboten werden. Oder wenn Sie Lieferungen oder Rechnungen von einem bisher fremden Tonerlieferanten erhalten. Prüfen Sie Toner-Rechnungen besonders genau.
Und das können Sie ausserdem tun:
- Haben Sie eine Rechnung für nicht bestellte Ware erhalten, beachten Sie diese nicht. Bezahlen Sie sie auf keinen Fall.
- Falls Mahnungen eintreffen, fechten Sie diese – am besten per Einschreiben – an. Einen entsprechenden Musterbrief finden Sie hier .
- Sollten Sie Ware geliefert bekommen haben, die Sie nicht bestellt haben, sind Sie übrigens nicht verpflichtet, diese zurückzusenden oder aufzubewahren. Mehr dazu erfahren Sie hier .
- Wichtig: Haben Sie das Gefühl, dass ein unseriöser Anbieter am Werk ist, melden Sie diese dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco. Diese werden aktiv, wenn mehrere Beschwerden zu einer Firma vorliegen. Hier geht es zum Seco-Beschwerdeformular .