Ein «Kassensturz»-Preisvergleich zwischen Deutschland und der Schweiz zeigt: Trotz Preissenkungen sind Markenprodukte bei Coop, Denner und Lidl Schweiz oft immer noch massiv teurer als im Ausland.
Daran hat auch der Abbau von Handelshemmnissen und die Einführung des Cassis-de-Dijon-Prinzips wenig geändert. Der Schweizer Detailhandel nutzt den Parallelimport immer noch kaum, um Güter im Ausland günstiger zu beschaffen.
Grösste Differenzen bei Coop
«Kassensturz» hat bei Lidl Deutschland 30 beliebte Markenprodukte eingekauft und verglichen.
Coca Cola kostet bei Lidl Deutschland umgerechnet Fr. 1.53. Bei Coop sind es Fr. 2.15, ein Plus von 41 Prozent. Aber auch Heinz Ketchup, Axe Deo-Spray, Danone Actimel oder Vanish Oxy sind massiv teurer, wie die Tabelle zeigt:
Herstellerpreise in der Schweiz teurer
Coop findet den Vergleich mit Lidl Deutschland nicht zulässig. Als Vollsortimenter mit 40‘000 Artikeln habe man ganz andere Kosten als ein Harddiscounter mit einem vergleichsweise kleinen Sortiment.
Laut Christian Guggisberg, Einkaufsleiter Food Coop, lassen sich viele Preisunterschiede so erklären: «Entscheidend ist, dass wir gewisse Produkte teurer einkaufen in der Schweiz, als diese in Deutschland verkauft werden.» Im Klartext: Coop bezahlt für die Produkte im Einkauf mehr, als der Kunde dafür bei Lidl Deutschland bezahlt!
Parallelimport als Druckmittel
Roger Zäch, Professor für Wirtschaftsrecht und Vorkämpfer für den Parallelimport, kritisiert die hohen Einstandspreise in der Schweiz: «Wir müssen uns dagegen wehren, dass es noch einen ‚Zuschlag Schweiz‘ gibt, weil die Schweiz sich das sowieso leisten kann!» Detailhändler müssten von den Lieferanten europagerechte Preise verlangen. Zäch sieht vor allem im Parallelimport ein Mittel, um die teuren Schweizer Herstellerpreise zu senken.
Coop könne kaum parallel importieren, sagt Christian Guggisberg. Auf dem offiziellen Kanal werde man im Ausland von den Herstellern nicht beliefert. Und der Graumarkt biete die für Coop benötigten Mengen nicht an.
Denner konnte Preise senken
Denner hingegen importiert verschiedene Artikel der Körperpflege aus Deutschland parallel und konnte so Preise senken, wie Sprecherin Nicole Schöwel erklärt. «Und mittlerweile beliefert uns auch der Schweizer Lieferant zu europagerechten Preisen. Das heisst, wir kaufen das Produkt auch wieder in der Schweiz ein.»
Dass die Produkte im Laden teilweise bis zu doppelt so teuer sind wie bei Lidl Deutschland begründet Denner mit höheren Kosten für Löhne, Mieten und Marketing.
Die Mär von den teureren Kosten
Reiner Eichenberger, Professor für Finanzen an der Universität Freiburg, bezeichnet diese Argumente jedoch als «immer gleiche Ausrede für die hohen Schweizer Preise». Schaue man die gesamten Lohnkosten an, also auch die Lohnnebenkosten und dazu die Produktivität, würden die Schweizer Angestellten nicht teurer arbeiten als solche im Ausland.
Fehlender Wettbewerb verteuert Preise
Eichenberger sieht das Problem an einem anderen Ort: Der Detailhandel sei gar nicht interessiert an tiefen Preisen. «Es ist viel angenehmer, hohe Preise zu haben und gut zu verdienen. Aber der Wettbewerb sollte die Detailhändler zwingen, die Preise zu senken.»
Allerdings spiele der Markt in der Schweiz trotz Aldi und Lidl immer noch zu wenig. Das müsse mehr werden.