Matratzen sind teuer. Zwischen 300 und 1000 Franken kostet eine herkömmliche Matratze. Schweizerinnen und Schweizer leisten sich denn auch nur alle 15 Jahre eine Neue und geben Schlafunterlagen mit natürlichen Materialien wie Kamelwolle, Seide oder vor allem Schurwolle den Vorzug. Denn Wolle ist weich, speichert Wärme und absorbiert Feuchtigkeit: für eine Matratzenhülle die ideale Kombination.
Hersteller werben mit 100 Prozent reiner Schurwolle. Doch einige verwenden heute stattdessen ein Fasergemisch mit 15 Prozent Polyester. Dieses Gemisch aus Schurwolle und Kunstfasern wurde bei 150 Grad miteinander verschmolzen. Diese so genannte Thermobondierung soll die Wolle voluminöser, die Verarbeitung einfacher machen. Kein Hersteller informiert seine Kunden über Kunstfasern in der Wolle. Der Ettikettenschwindel lässt sich nur im Labor feststellen.
"Schurwolle muss aus 100 Prozent Schurwolle bestehen, wenn man den Bereich erwähnt. Bei einer Mischung darf es höchsten eine Fremdfaser drin haben, aber die muss ausdrücklich mit Namen erwähnt werden", sagt Rolf Langenegger, Geschäftsführer von Sartex, der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Textilkennzeichnung. Happy, Superba, Swissflex und Riposa geben auf Anfrage zu, dass sie statt reiner Schurwolle sogenannte thermobondierte Schurwolle verkaufen. Happy, Nummer zwei im Schweizer Markt, verwendet schon seit Jahren thermobondierte Wolle: "Es betrifft zirka 15 Prozent, Wir haben das bisher nicht deklariert und werden das jetzt ändern", verspricht Stephan Egger, Geschäftsführer Happy AG.
Auch die anderen drei Hersteller versprechen, ihre Werbeunterlagen zu ändern. Bico, der grösste Matratzenhersteller der Schweiz, und Hüslernest verarbeiten nach eigenen Angaben nur reine Schurwolle. Roviva, der älteste Matratzenhersteller der
Schweiz, betont ebenfalls, dass sie ausschliesslich reine Schafschurwolle
verwenden. Sartex wird in den nächsten Tage die Matratzen-Hersteller schriftlich auffordern, Schurwolle richtig zu deklarieren.